Reflexionen über Nord-Süd-Begegnungsreisen
Verlag Brandes&Apsel, Frankfurt/Main 2004, 216 Seiten, EUR 17,90
Die Autorin hat als langjährige Leiterin der Regionalstelle Südwind Niederösterreich West schon mehrmals Begegnungsreisen zwischen Frauen in Ländern des Südens und in Österreich – also Besuch und Gegenbesuch – organisiert und daran teilgenommen. Bei diesen Reisen ist das eigene Erleben ein zentrales Element. Sie sollen ein reflexives Kennenlernen der Lebenssituation der „Anderen“ herbeiführen, also entweder der Campesina aus dem ecuadorianischen Hochland oder der Bäuerin aus dem Mostviertel. Es sind natürlich keine Touristenreisen; man könnte sie eher als Sensibilisierungsreisen, als eine Form der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit und des globalen Lernens mit dem Schwerpunkt Genderperspektive bezeichnen.
Gertrude Eigelsreiter-Jashari geht in diesem Buch aus eigener Erfahrung und in Form einer empirischen Untersuchung an die Frage heran, inwiefern mit Hilfe eines feministischen Bildungsansatzes durch interkulturelle Frauenbegegnungsreisen Empowerment und Solidarität zwischen Frauen aus südlichen und nördlichen Ländern erreicht werden kann. Dabei beschreibt sie auch ausführlich die Situation der Frau im Zeitalter der ökonomischen Globalisierung.
Aus zahlreichen Interviews mit Teilnehmerinnen an solchen Reisen und mit Expertinnen bestätigt sich die herausragende Bedeutung der persönlichen Begegnungen und des wechselseitigen Erfahrungsaustausches. Die tiefe Selbsterfahrung führt zu einer gesteigerten Bewusstseinsbildung und dadurch auch zu Einstellungsveränderungen, von Vorurteilsabbau bis hin zu geändertem Konsumverhalten. Ein weiteres Ergebnis dieser Reisen ist die Entwicklung oder Verstärkung eines solidarischen Verhaltens, der Wunsch, sich mit den Frauen des Südens zu solidarisieren und an Veränderungen mitzuwirken.
Ein interessantes Buch, nicht nur für Expertinnen der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit und nicht nur für Frauen.