Womit ich den letzten Jahren zu leben gelernt habe: daß der SÜDWIND die österreichische Außenpolitik nicht ernsthaft zu kritisieren wagt; daß die Berichterstattung über Entwicklungspolitik in der Regel den (immerhin nicht unbeträchtlichen) Charme von ÖED-Prospekten versprüht; daß das analytische Niveau der meisten Artikel jenes des gepflegteren österreichischen Tagesjournalismus kaum übertrifft, wenn überhaupt.
Woran ich mich nicht gewöhnen werde: An Texte wie jenen über „die attraktive Corinne Hofmann“, die einem „Massai-Krieger“ verfällt.
Dieser geile koloniale Blick, mit dem im konkreten Fall ein nichteuropäischer Mann zum Objekt gemacht wird, hätte dereinst im SÜDWIND (bzw. in den EPN) Kritik und Spott und Hohn auf sich gezogen. Daß nun derlei abgedruckt wird, beweist die endgültige Ankunft der Zeitschrift in der neuen Mitte: dort, wo Kapitalismus, Imperialismus und andere unerfreuliche Erscheinungen als akzeptabel gelten, wenn nur der Unterhaltungswert und die Frauenquote stimmen.