Im Mai 2012 landeten 528 Mio. US-Dollar aus dem Rettungsplan, mit dem Griechenland über Wasser gehalten wird, in den Taschen von Ken Dart, US-Amerikaner und Eigentümer des Investmentfonds Dart Management mit Sitz im Steuerparadies Cayman Islands.
Ken Dart
Die griechische Regierung hatte sich die Zustimmung zum Rettungsplan mit der Verpflichtung zu drakonischen Sparmaßnahmen gesichert. Dart dagegen hatte einfach einen Teil der rund fünf Prozent der griechischen Schuldtitel aufgekauft, die nicht von der Umschuldung betroffen waren. Während die meisten der Gläubiger Griechenlands gemäß Rettungsplan einen „Haircut“ (Schuldenschnitt) von 50 Prozent akzeptierten, verdienen sich „Geierfonds“ wie der von Ken Dart eine goldene Nase.
Die Schuldtitel, die der Fonds erwarb, unterliegen britischem Recht. Die griechische Regierung hat daher keine Möglichkeit, einen Haircut zu fordern, und muss weiter zahlen.
Peter Grossmann
Die Chuzpe muss man haben: Man kauft sich illegal einen mehr als 30 Jahre alten Schuldtitel um drei Mio. Dollar, klagt, und am Ende hat man eine gerichtlich bestätigte Forderung in Höhe von rund 100 Mio. Dollar in der Tasche. Genau das schaffte FG Hemisphere. Der Fonds erwarb eine Forderung aus einem alten Kredit, den ein bosnisches Unternehmen der DR Kongo zu einer Zeit gewährt hatte, als die beteiligten Länder noch Jugoslawien und Zaire hießen. Beim ursprünglichen Kredit war Korruption im Spiel, doch gleichwohl sprach ein Gericht auf der Kanalinsel Jersey FG Hemisphere die 100 Mio. Dollar zu. Peter Grossmann, Chef von FG Hemisphere, dazu: „Ich gehe nicht auf den Kongo los. Ich treibe eine legitime Forderung ein.“ Glücklicherweise kam das Oberste Berufungsgericht in London, das Judicial Committee of the Privy Council, 2012 zu einem anderen Schluss; die Zahlung wurde blockiert.
Ende gut, alles gut? Mitnichten. Informationen des IWF lässt sich entnehmen, dass FG Hemisphere derzeit ein weitere Klage gegen die DR Kongo betreibt – in Frankreich diesmal, und es geht um 150 Mio. Dollar.
Paul Singer
In den 1980er Jahren herrschten in Peru bürgerkriegsähnliche Zustände, und die Auslandsschulden des Landes stiegen in unbezahlbare Höhen. Nach langwierigen Verhandlungen mit den Gläubigern wurde 1996 eine Umschuldung vereinbart.
Etwa zu dieser Zeit erwarb Elliott Associates, der New Yorker Hedgefonds von Paul Singer, peruanische Schuldtitel zum Nennwert von 20,7 Mio. Dollar. Auf dem Sekundärmarkt kosteten sie allerdings nur 11,4 Millionen. Es handelte sich um die einzigen peruanischen Schuldtitel, die nicht von der Umschuldung betroffen waren. Elliott Associates klagte Peru und die Zentralbank des Landes vor einem New Yorker Gericht auf Rückzahlung des vollen Betrags zuzüglich aufgelaufener Zinsen. Im Juni 2000 sprach ihm das Gericht 55,6 Mio. Dollar zu.
Mit einer weiteren Klage blockierte der Hedgefonds sogar die Versuche Perus, die umgeschuldeten Anleihen zurückzuzahlen: Andere Gläubiger dürften nicht bevorzugt werden, so die Argumentation von Elliott. Im Oktober 2000 lenkte Peru ein und bezahlte 58,45 Mio. Dollar – eine fette Rendite von 400% auf die ursprüngliche Investition. Elliott gehört zu den Pionieren der Strategie, Schuldner durch Gerichtsverfahren in die Knie zu zwingen. Der Fonds hat derzeit mehr als 15 Mrd. Dollar unter Verwaltung; die Investoren können sich über jährliche Renditen von bis zu 14% freuen.
1979 erhielt Sambia von Rumänien einen Kredit über 15 Mio. Dollar, mit dem der Kauf von Traktoren finanziert wurde. In der Folge verschlechterte sich jedoch die wirtschaftliche Lage in Sambia derart, dass das Land schließlich für einen Schuldenerlass in Frage kam. In den 1990er Jahren nahm das Land Verhandlungen mit Gläubigern auf, um notleidende Kredite zum Teil zurückzuzahlen. Zu diesem Zeitpunkt schlug Donegal International zu und kaufte die rumänische Forderung für 3,3 Mio. Dollar.
Nachdem vorerst 2,5 Mio. Dollar aus Sambia herausgepresst worden waren, klagte Donegal in Großbritannien auf 55 Millionen. Das Gericht räumte zwar ein, dass sich Donegal unredlich verhalten hatte, erklärte aber 2007 doch eine Forderung von 15,5 Mio. Dollar für rechtmäßig. Diese Forderung wurde von Sambia beglichen, tatsächlich aus den Mitteln, die durch Nachlässe auf andere Schulden eingespart wurden. Präsidentenberater Martin Kalungu-Banda dazu: „Die Behandlung, die Gesundheitsversorgung, die Medikamente für mehr als 100.000 Menschen im Land, die ansonsten verfügbar gewesen wären, die wird es nun nicht geben.“
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