Die schlechte Nachricht zuerst: Alles deutet darauf hin, dass die traditionelle Männlichkeit gesellschaftlich nach wie vor dominiert: in der Politik, bei den Einkommen und in der Verbrechensstatistik.
Die gute Nachricht: Unter Männern wächst das Unbehagen darüber. Gesucht wird eine „neue Männlichkeit“ mit einem erweiterten Repertoire an Rollen, Verhaltensweisen und Möglichkeiten des Gefühlsausdrucks. Und das klingt einfacher, als es in der Praxis ist: Es verunsichert, wenn alte Rollenbilder nicht mehr passen. Und in ihrer Vätergeneration finden die Protagonisten der neuen Männlichkeit kaum Vorbilder. Schon eher in den Ländern des Südens, die bei Programmen zu Männlichkeitskonzepten führend sind.
Gerade Männer am Rand der Gesellschaften sind besonders motiviert, Männlichkeit für sich neu zu erfinden. Sie kennen die Auswüchse des traditionellen Männerbildes, wie etwa (häusliche) Gewalt meist aus eigener Erfahrung. In den folgenden Thema-Seiten, die wir von unserer Partnerzeitschrift New Internationalist übernommen haben, wird über derartige Projekte in Ländern des Südens berichtet. Die neue Männlichkeit berührt Themen wie häusliche Gewalt, Gesundheit, Vaterschaft, Sexualität und Beziehungen.
Aus feministischer Perspektive ist die Förderung der neuen Männlichkeit kritisch zu prüfen. Manchmal verbergen sich hinter den Fürsprechern der Männer und Buben Gegner der Frauen. Doch dies sind eher Ausnahmefälle. Die Erfahrungen – auch in der Entwicklungszusammenarbeit – haben gezeigt, dass es nicht ausreicht, nur mit Frauen zu arbeiten, um eine patriarchale Gesellschaft zu verändern.
Und unter patriarchalen Strukturen leiden Männer wie Frauen. Beim Verkehren der Geschlechter (so ein Buchtitel aus den 1980er Jahren) geht es im Grunde um Fragen der Macht und der Differenz. Die allerdings im persönlichsten Umfeld ausgekämpft werden. Schließlich teilen die „Klassenfeinde“ das Bett. Von der neuen Männlichkeit können also beide Geschlechter profitieren.
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