Robert Reithofer, Maruša Krese, Leo Kühberger (Hg.)
Verlag Leykam, Graz 2007, 645 Seiten, € 9,00
Anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens von „Innovative Sozialprojekte“ (ISOP), einer interkulturellen Sozial- und Bildungseinrichtung in Graz, die sich für Chancengleichheit und Menschenrechte in der Gesellschaft engagiert, erschien der vorliegende Sammelband. Dieser befasst sich auf einer sachlichen und doch zugleich auch auf einer zutiefst persönlichen Ebene mit den gesellschaftlich relevanten Themen der sozialen Ungleichheit, des Rassismus, des Sexismus und der Armut. Über sechzig AutorInnen – von ArbeiterInnen über WissenschaftlerInnen bis hin zu politischen AktivistInnen – schildern ihre persönlichen Erfahrungen mit Migration, Rassismus, Diskriminierung, Gewalt und sozialer Ausgrenzung. Etwa der kritische Soziologe Zygmunt Bauman, der heftige Kritik an der Konsumgesellschaft übt und insbesondere der Werbung die Propagandafunktion vorwirft. Der Status- bzw. Prestigekonsum führe nur dazu, dass Menschen ihr ohnehin schon geringes Einkommen zum Erwerb zumeist unnützer und in der Regel überteuerter Güter verwenden. Die renommierte indische Quantenphysikerin und Ökofeministin Vandana Shiva fordert von den „westlichen“ Industriestaaten endlich eine Verantwortung für die Folgen der Kolonialisierung und Ausbeutung der so genannten Dritten Welt, durch die der Westen erst zu seinem Reichtum und Wohlstand gekommen ist. Die österreichische Politikwissenschaftlerin Corinna Milborn solidarisiert sich mit anderen engagierten Menschen gegen Sexismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gegen junge Frauen in den Pariser Banlieues und setzt sich mit ihnen für eine gemischte, laizistische Gesellschaft gleichberechtigter, freier Menschen ein.
Ergänzt werden die kritischen Stimmen von nicht weniger kritischen Gedichten von den und Portraits über die betroffenen Menschen selbst. Auswege und Alternativen, das Engagement für einen Gegenentwurf zur bestehenden Gesellschaft sind es, die das Buch zu einer gelungenen Anthologie von und über Menschen am Rande der Gesellschaft, weit weg von jeglicher Chancengleichheit, machen, die jedoch die Hoffnung nicht aufgegeben haben und sich mutig gegen Ausbeutung, Gewalt und Diskriminierung einsetzen.