Der andere Einkaufsführer
Verlag Goldmann, Reihe Mosaik, München 2006, 397 Seiten, eur 14,95
Theoretisch mag das Konzept der politischen KonsumentInnen einfach und überzeugend sein: Wenn genügend Menschen ihren Wunsch nach FairTrade-, Bio- oder anderen Produkten mit ethischen Kriterien laut artikulieren und ihr Einkaufsverhalten daran orientieren, werden Unternehmen im Markt diesem Trend folgen (müssen). Doch ist es eine Tatsache, dass dennoch viele Menschen untätig bleiben, weil sie zweifeln, ob ihr Agieren tatsächlich umfassende Veränderungen herbeiführen könnte.
So gesehen, darf Fred Grimms Buch als Augen öffnend gelten: Welche und in welchem Maße Unternehmen überall im Sinne der „guten Sache“ tätig wurden, wirkt überwältigend: Fluglinien verringern drastisch die CO2-Emissionen ihrer Flotte, viel kritisierte Sportartikelhersteller lassen die Arbeitsbedingungen ihrer Zulieferfirmen durch unabhängige Überprüfungsorganisationen kontrollieren usw. Am Schluss jedes Kapitels – zu Ernährung, Mode, Kosmetik, Wohnen, Digital Lifestyle, Reisen und Geldanlage – sowie am Buchende findet sich ein ausführlicher Serviceteil mit Informationen über Unternehmen, Gütezertifikate und involvierte NGOs.
Trotz der detaillierten Auflistungen wirkt das Buch als Gesamtes oberflächlich. Fast jeder Abschnitt beginnt mit der Beschreibung, wie alternative „faire“ Produkte auf dem Markt eingeführt wurden und an ihrem unmodischen Design, ihrem schlechten Geschmack oder einfach grundsätzlich an dem (angeblich) fundamentalistisch-ökologischen Verständnis potenzieller KäuferInnen scheiterten. Erst ihre zeitgemäße Gestaltung – hip, urban und trendig – ermögliche diesen Produkten ihren Siegeszug. Einkaufen müsse Spass machen und gleichzeitig ethisch gut sein, ohne dem ersten bliebe das zweite auf der Strecke, meint der Autor.
Es soll nicht bestritten werden, dass sich ein dem Modetrend entsprechendes T-Shirt besser verkauft, doch fehlt dem Buch in seiner Euphorie über die Kombination von trendig und ethisch eine selbstreflexive Komponente. Es bleibt die Gefahr, dass Unternehmen mehr in die Vermarktung ihrer „Sozialen Verantwortung“ investieren als in die Einhaltung ihrer Verhaltenskodizes. Nicht alles, was ethisch gut klingt, muss es auch sein. Hier wäre eine kritisch-hinterfragende Grundhaltung wünschenswert.