Karim El-Gawhary
Sachbuch. Kremayr&Scheriau, Wien 2013, 204 Seiten, € 22,-
Seit 17 Jahren arbeitet Karim El-Gawhary nun schon als Nahost-Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Zeitungen. Seit 2004 leitet er das Nahostbüro des ORF in Kairo. Es muss frustrierend sein, komplexe Zusammenhänge auf Zwei- bis Drei-Minuten-Beiträge für das Fernsehen verkürzen zu müssen. Eine Art Ventil bieten dem Autor wohl jene Reportagen, die er seit einigen Jahren in Buchform veröffentlicht. Vor dem vorliegenden Band erschienen „Tagebuch der arabischen Revolution“ und „Alltag auf Arabisch“. Beide wurden zu Bestsellern.
„Frauenpower auf Arabisch“ ist der Versuch, arabischen Frauen eine Stimme zu geben, nicht über sie, sondern mit ihnen zu reden. Das Buch ist eine Reportagesammlung, in der uns die unterschiedlichsten weiblichen Charaktere begegnen. El-Gawhary stellt Frauen aus Ägypten, Libyen, Syrien, Saudi-Arabien, Jemen und aus Bahrein vor und unterteilt seine Porträts arabischer Frauen in drei Gruppen.
In der ersten, jener der „stolzen Pionierinnen“ findet sich zum Beispiel Umm Khaled, die als einzige Ägypterin einen 30-Tonner durch die Wüste steuert, Reifen wechselt und Straßenräuber in die Flucht schlägt. Ein mir unvergessliches, bedrückendes Porträt ist jenes von Umm Naama im zweiten Kapitel der „bitteren Verliererinnen“: Diese Frau muss am Stadtrand von Kairo mit einem Euro am Tag ihre sechsköpfige Familie durchbringen. Selbst wenn Umm Naama Arbeit finden würde, könnte sich ihr schwerkranker Mann kaum um die gemeinsamen vier Kinder kümmern.
„Unerschrockene Kämpferinnen“ werden im dritten Kapitel dargestellt. Eine von ihnen ist Abier, eine bewundernswerte, kämpferische Frau, die in Suez eine Gewerkschaft für Brotverkäuferinnen gegründet hat und auch Streiks organisierte.
„Frauenpower auf Arabisch“ ist ein kurzweiliges Buch, das schwer wieder aus der Hand zu legen ist. Ein Buch, das Augen öffnet und Lust darauf macht, einen zweiten und dritten Blick hinter bekannte Stereotypen und Klischees zu wagen … doch definitiv keine Bettlektüre.
Andrea Ben Lassoued
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