Sebra-Verlag, Hamburg 2003, 382 + 12 Seiten, EUR 55,-
Wenn eine Bevölkerungsgruppe in Kolumbien von der neuen Verfassung von 1991 profitiert hat, so sind es die indigenen Völker. Diese Feststellung mag zynisch klingen angesichts der Tatsache, dass immer noch indigene Führer entführt und ermordet und indianische Gemeinschaften wegen Staudammbauten oder Erdölprojekten vertrieben und bedroht werden, doch hat diese Verfassung eindeutig eine neue Einstellung des Staates und der (Mehrheits-)Gesellschaft zu den indigenen Völkern eingeleitet. Das Grundprinzip bezüglich indigener Völker lautet: „Der Staat erkennt die ethische und kulturelle Vielfalt der kolumbianischen Nation an und schützt diese.“
Der Verfasser, der im selben Verlag bereits zwei Kolumbien-Bücher veröffentlicht hat – den Reiseführer „Nah dran Kolumbien“ und „Tor zum Amazonas“ –, untersucht im vorliegenden Band die Rechtssituation und die Lebenswirklichkeit der indigenen Völker des Landes. Denn obwohl der Staat die positiven rechtlichen Rahmenbedingungen für eine bessere Zukunft der indigenen Bevölkerung nicht nur geschaffen hat, sondern auch umzusetzen versucht, behindert der bewaffnete Dauerkonflikt im Land die Verwirklichung der indigenen Rechte elementar.
In diesem Buch findet sich nicht nur alles, was man über die Rechtssituation der Indigenen in Kolumbien nur wissen wollen kann – und das trotz der spröden Materie in einer leicht lesbaren Form –, der Autor gibt auch einen ausführlichen Überblick über die 81 indigenen Völker des Landes (mit einer Gesamtzahl von ca. 600.000 Angehörigen) und deren Lebenswirklichkeit. Diese hervorragende wissenschaftliche Arbeit über „Die Rechte der indigenen Völker in Kolumbien“ ist nicht nur VölkerrechtlerInnen, EthnologInnen und LateinamerikanistInnen zu empfehlen, sondern allen an Kolumbien und Lateinamerika Interessierten.