Entgegen der Propaganda der Lobby für fossile Brennstoffe konnten erneuerbare Energien einen raschen technologischen Aufholprozess verzeichnen – sowohl die Installations- als auch die Erzeugungskosten sind stark gesunken.
Selbst mit historisch niedrigen Ölpreisen und einem Überangebot an Kohle sind erneuerbare Energien den fossilen Energieträgern knapp auf den Fersen. 2013 fiel der Preis für Windstrom in Australien unter den Preis für Strom aus neu errichteten Kohle- und Gaskraftwerken. Strom aus den alten Kohlekraftwerken Australiens, die in den 1970ern und 1980ern ans Netz gingen, ist zwar weiterhin billiger, aber nur, weil sich die Errichtungskosten der Kraftwerke bereits amortisiert haben.
Wir haben einen Wendepunkt erreicht, wie Michael Liebrich vom Informations- und Medienunternehmen Bloomberg betont: „Die Tatsache, dass Windenergie billiger ist als Kohle oder Gas, und zwar in einem der Länder mit den besten fossilen Brennstoffressourcen, zeigt, dass die ‚grüne Energie‘ eine bahnbrechende Technologie ist, die alles auf den Kopf stellen wird, was in der Stromversorgung bisher unter Wirtschaftlichkeit verstanden wurde.“ 1
Gratis. Mit der Kostensenkung durch die technologische Entwicklung lässt sich auch die simple Tatsache nicht mehr ignorieren, dass die neuen Energieträger, Wind und Sonne, letztlich gratis sind. Auch die Wasserressourcen für Wellenkraftwerke unterliegen keinem „Verbrauch“. Umso mehr Grund, höhere öffentliche Subventionen und Investitionen zu fordern, um die Probleme zu bewältigen, die bisher nicht gelöst werden konnten, etwa die Bereitstellung sauberer Energie für den Verkehr, und den Ausbau der „Erneuerbaren“ voranzutreiben.
Denn um die Ölförderung ist es weniger rosig bestellt als die niedrigen Benzinpreise zu suggerieren scheinen. In den USA, einem der derzeit größten Ölproduzenten, ist ein großer Teil der Branche wegen der niedrigen Ölpreise in ernsten Schwierigkeiten; 75.000 Arbeitsplätze gingen bereits verloren. 2 Die Fracking-Industrie ist hoch verschuldet – es wurde weit mehr investiert als verdient, selbst als die Ölpreise noch hoch waren. Im ersten Quartal 2015 betrugen ihre Ausgaben mehr als das Vierfache ihrer Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas. 3 Wie lange das noch so weitergehen kann, weiß niemand.
Kein Zweifel besteht aber darüber, dass die Umweltkosten der fossilen Energieträger nicht verkraftbar sind. Der IWF hat 2015 zu beziffern versucht, was es kostet, auf entsprechenden Schadenersatz zu verzichten – es handelt sich um enorme Summen: Weltweit werden Unternehmen, die Energie aus fossilen Energieträgern erzeugen, jedes Jahr im Ausmaß von 5.300 Mrd. US-Dollar (oder mit zehn Mio. Dollar jede Minute) subventioniert – das entspricht 6,5% der Weltwirtschaftsleistung. Nur sechs Prozent dieses Betrags waren direkte Subventionen des Brennstoffs, der Rest entfällt auf die geschätzten Umweltkosten (darunter die Gesundheitskosten der Luftverschmutzung), die von uns allen bezahlt werden, mit „perversen Folgen für Umwelt, Staatshaushalt, Wirtschaft und Gesellschaft“, so der IWF. Dem ist wenig hinzuzufügen. 4
Dinyar Godrej
Copyright New Internationalist
1) Bloomberg, ‘Renewable energy now cheaper than new fossil fuels in Australia’, 7. Februar 2013, about.bnef.com/press-releases/renewable-energy-now-cheaper-than-new-fossil-fuels-in-australia
2) Richard Heinberg, „Goldilocks zone for oil prices is gone for good“, Reuters, 24. März 2015, blogs.reuters.com/great-debate/2015/03/24/goldilocks-zone-for-oil-prices-is-gone-for-good
3) Asjylyn Loder, „The shale industry could be swallowed by its own debt“, Bloomberg, 19. Juni 2015, bloomberg.com/news/articles/2015-06-18/next-threat-to-u-s-shale-rising-interest-payments
4) IWF Working Paper, How large are global energy subsidies?, 2015, imf.org/external/pubs/ft/wp/2015/wp15105.pdf
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