Es ist schon länger bekannt, dass der niedere gesellschaftliche Stellenwert und benachteiligende Traditionen (z.B. die Mitgift) in Indien eine – auf unterschiedliche Weise herbeigeführte – Ungleichheit im Geschlecht der Neugeborenen zur Folge hat. Eine kürzlich veröffentlichte indisch-kanadische Studie kommt jedoch zu dem überraschenden Schluss, dass entgegen früheren Annahmen die wirtschaftliche Entwicklung und die höhere Bildung diesen Trend weiter zuspitzen.
Nach der Studie sind die Mädchenraten bei der Mittel- und Oberschicht sowie bei Müttern mit guter Ausbildung am geringsten. Wohl auch deshalb, weil diese leichteren Zugang zur (gesetzlich seit 1994 verbotenen) vorgeburtlichen Geschlechtsbestimmung haben. Laut der Studie werden deshalb 500.000 weibliche Föten im Jahr abgetrieben, die Indian Medical Association schätzt die Zahl sogar auf fünf Millionen.