Die Globalisierung erfordert neue Fähigkeiten in interkultureller Kommunikation. Worin bestehen diese und wie sind sie erlernbar? SÜDWIND-Redakteurin Irmgard Kirchner hat sich auf einer internationalen Konferenz in Wien umgehört.
Die Psychologin Joy Buikema Fjaertoft bereitet in Norwegen MitarbeiterInnen der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen auf ihren Auslandseinsatz vor.
Fjaertoft: Kulturelle Vielfalt in Teams könne sich zerstörerisch auswirken, falls es zur Bildung von negativen Stereotypen komme. Unterschiede sollten jedoch keinesfalls unterdrückt oder eingeebnet werden. Denn am kreativsten und leistungsfähigsten seien Teams, die positiv und bewusst mit Unterschieden umgingen.
Kulturelle Unterschiede als Wissens- und Kreativitäts-Reserve, die es zu nützen gilt. In diese Kerbe schlägt auch Nigel Holden von der Leiden University School of Management. „Eine echte Herausforderung für internationale Firmen ist die Frage, wie Wissen weltweit transferiert wird.“ Aktuelle Forschungsergebnisse gingen davon aus, dass etwa 75% aller internationalen Aktivitäten mit dem Transfer von Wissen zu tun haben, nicht mehr mit dem bloßen Kaufen und Verkaufen der klassischen Exportökonomie. In der Wissensökonomie sei es sehr wichtig, dass Organisationen von ihrer Umgebung lernen, von den Interaktionen mit fremden Kunden und mit all ihren Anspruchsgruppen weltweit.
Welche Qualifikation soll überhaupt vermittelt werden, wenn von interkultureller Kompetenz die Rede ist? Anette Hammerschmidt von Siemens Deutschland hat klare Vorstellungen: „Sich in einer Welt, die zunehmend komplexer wird durch die Internationalisierung in dieser Dimension der internationalen Vernetzung zurechtzufinden.“
Die Kulturaspekte würden sich dabei nicht isoliert, sondern in einer konkreten Situation in einem bestimmten Kontext zeigen. Läuft ein internationales Projekt nicht erwartungsgemäß, können kulturelle Aspekte eine Rolle spielen. Genauso gut kann es aber an Strukturen oder an Besetzungsproblemen liegen.
Hammerschmidt sieht als eines der brennendsten Themen im Bereich der interkulturellen Kommunikation die Beantwortung der Frage: Wie wird mit dem Begriff Kultur operiert? Wo liegt die Ursache vielleicht an anderen Faktoren? „Es passiert uns im Leben immer wieder, dass wir falsche Schlüsse ziehen.“
In diesem Sinne können interkulturelle Trainings sogar kontra-produktiv sein. Davor warnt zumindest die Ethnologin Joana Breidenbach, die vorgesehene, jedoch erkrankte Hauptrednerin des dritten Kongress-Tages: Oft würden diese Trainings erst das schaffen, was sie zu beseitigen vorgeben: nämlich stereotype Kulturbilder.
sietar.wu-wien.ac.at
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