Das Afrika-Kulturdorf im Wiener Stadtpark erregte schon vor dem tragischen Tod von Seibani Wague die Gemüter. Zwei – bislang unaufgeklärte – Brandanschläge sollten das Projekt beenden.
Wir werden weitermachen“, strahlt Ahmed Elgoni Zuversicht aus. Der Sudanese kam vor zehn Jahren nach Wien, studierte hier an der Technischen Universität Architektur und schloss das Studium mit dem Doktorat ab. Schon früh begann er an Schulen und Kulturen mit Vorträgen und Workshops über afrikanische Lehmarchitektur. Aus diesen vielen interkulturellen Begegnungen heraus entstand die Idee, einmal einen festen Ort des Zusammentreffens zu errichten.
Ende Mai öffnete das „Afrika-Kulturdorf“ in einem Seitenteil des Stadtparks seine Pforten. Die Stadt Wien hatte den Grund kostenlos zur Verfügung gestellt, die Betriebskosten müssen die Betreiber selbst bezahlen. Ansonsten gab es keine öffentliche Unterstützung; die afrikanischen Botschaften in Wien, die um Hilfe angeschrieben wurden, zeigten sich völlig unkooperativ. Dafür halfen HTL-SchülerInnen und die Organisation „Jugend Am Werk“ beim Aufbau des kleinen Dorfes mit.
Schon eine Woche nach der Eröffnung zerstörte ein erster Brandanschlag drei Hütten. Es war der Mauretanier Seibani, der sich von Anfang an voll im Projekt engagiert hatte, der damals die Feuerwehr gerufen und somit eine größere Zerstörung vermieden hatte. Sein tragischer Tod bei einem Polizei-Einsatz am 17. Juli rückte das Afrika-Kulturdorf, das als Ort der interkulturellen Begegnung, der Toleranz und des Austausches konzipiert war, eine Zeit lang in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Die Emotionen wallten hoch, und die kleinformatige Presse stellte sich willig als Tribüne für jene LeserInnen zur Verfügung, für die schwarz und afrikanisch ein Synonym für unterentwickelt und Drogendealer ist. Eine Woche nach dem Vorfall ereignete sich der nächste Brandanschlag, bei dem auch eine Gedenkstätte für Seibani verbrannte.
Doch nunmehr manifestierte sich auch die Solidarität mit dem Kulturdorf deutlicher als früher. Im August traten fast jeden Abend zum Zeichen der Anteilnahme KünstlerInnen auf, eine Frau aus Gänserndorf startete als spontane Privatinitiative eine Unterschriftenaktion zur Unterstützung des Afrikadorfes – und sammelte fast im Nu Hunderte Unterschriften.
Ende August wird das Kulturdorf die Tore schließen. Nach Seibanis Tod war die Stimmung verständlicherweise schlecht, man dachte ans Aufgeben. Doch schließlich setzte sich der Wille zum Weitermachen durch. Nächstes Jahr soll das Projekt fortgeführt werden, angereichert durch die heurigen Erfahrungen. So war es z.B. ein Fehler, gesteht Elgoni ein, mit Null Budget anzufangen. Die Anfangskosten konnten jedoch später durch die Einnahmen wieder zurückgezahlt werden.
„Ich glaube, der kulturelle Dialog ist der einzige Weg zu besserem Völkerverständnis, mehr Toleranz, weniger Rassismus und friedlicher Koexistenz“, so der Initiator des Kulturdorfes.