Feste haben es an sich, dass sie Menschen bewegen, in jeder Hinsicht: zum Beispiel die einkaufenden Massen in der Vorweihnachtszeit oder die BesucherInnen der Maha Kumbh Mela in Indien.
Es gibt Stadtfeiern, Hochzeiten, Kinderfeste und Feste der Herzen. Und jedes Fest hat natürlich einen Anlass, mehr oder weniger gewichtig, weltumspannend oder „nur“ zweisam. Und Feste schließen Freude ein, Gedenken und Geschenke – wobei ich natürlich in erster Linie an Bücher denke und auf dieser Seite an solche, in denen es um Feste und Feiern geht.
Da die Liebe ein alltägliches Fest ist, sollen Liebesgedichte hier an erster Stelle stehen, denn „… Freude und Liebe/sollen unsere täglichen/Erntelieder sein“, dichtete Micere Githae Mugo aus Kenia und mit ihr besingen u. a. Chinua Achebe, Léopold Sédar Senghor und Wole Soyinka die vielen Facetten des größten Gefühls.
Den Spuren einer Liebe und ihrer offiziellen Legalisierung unter quasi unmöglichen Umständen, nämlich im KZ Auschwitz, folgte Erich Hackl. Der Österreicher Rudi Friemel und die Spanierin Maria Ferrer gaben sich im Todeslager am 18. März 1944 das Ja-Wort. Mit dieser Tatsache setzten sie nicht nur der Liebe, sondern auch dem Vertrauen in das Menschenmögliche ein Monument – und Erich Hackl ist es gegeben, dieses zu enthüllen.
Ein Denkmal wollen die BürgerInnen von Puerto de Aguinaldo ihrem Gründer zum hundertsten Geburtstag ihres Städtchens setzen – und was bei einer solchen Gelegenheit schief gehen kann, geht schief. Mit Witz und Ironie schildert der Autor Geschichte und Geschicke der BewohnerInnen einer Kleinstadt im Hinterland von Buenos Aires, die sich als unfähig erweisen, auch nur die Kirche im Dorf zu lassen.
Einen Fotoband für Kinder haben Barnabas und Anabel Kindersley in Zusammenarbeit mit unicef herausgegeben. Dem Jahreskreis folgend stellen sie Kinder und Feste in verschiedener Kulturen vor: das chinesische Neujahrsfest mit Man Po aus Hongkong; M’sangombe aus Sambia erzählt vom Erntefest; in Nordindien feiern Suman und ihr jüngerer Bruder, die Raksha Bandhan, das Fest der Liebe zwischen Bruder und Schwester; Hanukkah, das Lichterfest der Juden, wird ebenso erklärt wie das Weihnachtsfest – bei dem das Christkind (!) die Geschenke bringt – der Christen.
„Heilige Feste“ versammelt einzigartiges Bildmaterial (in Farbe und schwarz/weiß) aus über 20 Jahren, in denen Jeremy Hunter bei seinen Reisen fürs Fernsehen und als Auslandskorrespondent keine Gelegenheit ausließ, sich über Ursprünge und Traditionen der vor Ort gefeierten Feste, Bräuche und Rituale zu informieren: In Guatemala, wo Indios am Karfreitag eine Puppe ans Kreuz hängen, die Judas Ischariot verkörpert, oder in einem englischen Dorf, wo Männer mit Rentiergeweihen ein heidnisches Jagdritual, den Horn Dance, aufführen. Und er war auch im Jänner 2001 in Allahabad bei der Maha Kumbh Mela, wo sich ca. 70 Millionen Menschen anlässlich einer Planeten-Konstellation, die es seit 144 Jahren nicht mehr gegeben hat, am Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und Saraswati versammelten. Jeremy Hunter beschreibt nicht nur Sinn und Hintergründe der Feste, er setzt sich ebenso mit dem sozialen Kontext, in dem sie jetzt eingebettet sind, auseinander wie z. B. mit der Logistik, die ein großes Fest erfordert.
Ich persönlich liebe die kleinen Feste, die halbjährlich stattfindenden Treffen mit „alten“ FreundInnen oder die „einsamen“ Lesefeste, d. h. mich stundenlang ohne Unterbrechung dem seeleschmeichelnden Vergnügen hingeben zu können, zur Weihnachtszeit etwa.
Hg. Peter Ripken/Véronique Tadjo: Antilopenmond. Liebesgedichte aus Afrika. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2002, 188 Seiten, € 18,40
Erich Hackl: Die Hochzeit von Auschwitz. Eine Begebenheit. Diogenes, Zürich 2002, 185 Seiten, € 17,40
Jorge Victoriano Alonso: Die Hundertjahrfeier. Roman. Berlin Verlag, Berlin 2002, 409 Seiten, € 22,70
Barnabas u. Anabel Kindersley: Das große Fest. Kinder feiern – rund um die Welt. Dorling Kindersley, München 2000, 62 Seiten, € 16,–
Jeremy Hunter: Heilige Feste. Eine Reise um die Welt. Nicolai, Berlin 2002,
256 Seiten, € 41,10