Wie Organisationen reagieren, deren Förderung von der schwarzblauen Regierung gekürzt oder gestrichen wurde. Richard Solder hat sich umgehört.
Die Berichte über Kürzungen oder Streichungen von Förderungen für NGOs durch die schwarzblaue Regierung reißen nicht ab. Besonders massiv sind derzeit die Einschnitte im Bereich der frauenpolitisch engagierten Vereine. Die schwarzblaue Regierung hat das Budget des Frauenministeriums für Förderungen 2018 um 179.000 Euro gekürzt. Betroffen sind Organisationen wie der Klagsverband, der Frauenring, die Tanz-Engagement-Initiative One Billion Rising Austria (OBRA), die Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV-Via Campesina Austria), der Bildungs- und Kulturverein Frauenhetz sowie die Zeitschriften „an.schläge“ und Frauensolidarität.
Dabei geht es um unterschiedliche Bereiche, in denen nun wichtige Leistungen deutlich zurückgefahren werden müssen oder gar nicht mehr erbracht werden können. Der Klagsverband etwa ist für Opfer von Diskriminierung da, mittels Service-Angeboten sowie durch die Unterstützung vor Gericht. Statt 55.000 Euro wie bisher wird der Klagsverband dieses Jahr nur noch mit 25.000 Euro gefördert.
Die Halbierung der Förderung entziehe dem Klagsverband die Grundlage, „um weiterhin für Menschen, die diskriminiert werden, tätig zu sein“, so Dieter Schindlauer, Klagsverbands-Präsident, in einem offenen Brief an Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Der Klagsverband will die fehlenden 20.000 Euro für dieses Jahr sammeln und hat dafür auf der eigenen Website ein Crowdsourcing-Tool eingerichtet.
17.000 Euro wurden dem Magazin Frauensolidarität vom Frauenministerium gestrichen. Geld, mit dem man für 2018 geplant hatte. Claudia Temper, Geschäftsführerin des feministischen Magazins mit dem globalen Blick, verweist darauf, dass man gerne mit dem Frauenministerium kommunizieren würde, von dort aber keine Antwort kommt.
Mit Hilfe einer Abo-Kampagne und dem Versuch, mehr Inserate zu verkaufen, will man nun auf die schwierige Situation reagieren. „Die entscheidende Frage ist, wie es langfristig weitergeht“, sagt Temper.
Was kommt nach 2018? Wie es langfristig weitergehen kann, ist bei der Frauensolidarität die große Frage – und auch beim feministischen Magazin „an.schläge“. 23.000 Euro hatte die Zeitschrift bisher vom Frauenministerium bekommen. Diese Förderung ist weg.
Quasi präventiv, da das Team der „an.schläge“ mit einer Kürzung oder zumindest Streichung rechnete, lancierte man schon im Frühjahr eine Abo-Rettungskampagne. Mit Erfolg: 666 neue AbonnentInnen konnten gewonnen werden. „Damit, und dank unserer bestehenden Förderung durch die Stadt Wien, können wir uns jetzt ein Jahr lang über Wasser halten“, so Katharina Payk, leitende „an.schläge“-Redakteurin.
Mit einer baldigen Verbesserung der Fördersituationen ist für die betroffenen Initiativen kurzfristig nicht zu rechnen. Im Gegenteil: Die Regierung kündigte an, 2019 weitere 230.000 Euro aus dem Förderbudget des Frauenministeriums zu streichen.
Schon jetzt prekär. Besonders hart trifft die Förderkürzungen bzw. -streichungen die Organisationen, da die Bedingungen sowieso prekär sind: „Es war bisher schon schwierig, mit so kleinen Budgets zu arbeiten“, betont Aiko Kazuko Kurosaki von OBRA in einer gemeinsamen Aussendung verschiedener betroffener Organisationen.
„Da ist jetzt schon viel ehrenamtliches Engagement dabei, das geht in Richtung Selbstausbeutung“, bestätigt Frauensolidarität-Geschäftsführerin Temper. Nach der Sommerpause will man trotzdem die Ärmel hochkrempeln und kämpfen.
Auch die Teammitglieder der „an.schläge“ tüfteln an Zukunftsideen, auch wenn die Abokampagne im ersten Halbjahr 2018 sehr viel Energie benötigte. Sie machen aus Idealismus weiter: „Ich arbeite schon lange feministisch“, die „an.schläge“ seien in dem Bereich eine Institution, so Redakteurin Payk. „Wir wollen das Magazin unbedingt retten!“
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