„Faire“ Blumen zum Muttertag

Von Lisa Sterzinger/WeH · · 2000/05

Nun auch in Österreich: Ein Jahr nach Deutschland kommen sozial- und umweltverträglich produzierte Blumen auf den heimischen Markt.

Genau vor einem Jahr berichteten wir in dieser Zeitschrift über die Einführung von „besiegelten“ Blumen auf dem Markt in Deutschland. „Wenn in Deutschland das Geschäft gut anläuft, dann geht es blitzschnell bei uns“, zitierten wir damals Emil Steffek vom Bundesvorstand der Blumenimporteure in Österreich. Gar so blitzschnell ging es nicht, doch dauerte es immerhin nur zwölf Monate, bis die heimischen Blumenimporteure nachzogen.

Besiegelt heißt, dass die Blumenproduktion nach den Kriterien des so genannten „Flower Label Programm“ (FLP) erfolgte. Die FLP-Blumen, wie sie in der Branche genannt werden, kommen derzeit aus 50 Betrieben in Ecuador, Kenia und Simbabwe.

Die wichtigsten Kriterien für die Besiegelung sind Gewerkschaftsfreiheit, existenzsichernde Löhne, Verbot der Kinderarbeit, Gesundheitsschutz für alle ArbeiterInnen, Nichtdiskriminierung der überwiegend weiblichen Beschäftigten sowie Reduktionspläne für den Einsatz von Agrarchemie.

Alle Betriebe, die sich um das Gütesiegel bewerben, werden einer unabhängigen Kontrolle unterzogen. Derzeit nimmt diese Inspektion die deutsche AgrarControl GmbH (ACG) vor. Die ACG ist der Landwirtschaftskammer Rheinland unterstellt und in der Qualitätskontrolle in verschiedenen Bereichen der europäischen Landwirtschaft tätig.

In Österreich wird die Blumenkampagne von der Evangelischen Frauenarbeit im Rahmen der Aktion „Brot für Hungernde“ und von FIAN Österreich betrieben. Auch die Katholische Frauenbewegung hat Unterstützung zu gesagt.

Die VertreterInnen der Blumenbranche in Österreich zeigen sich aufgeschlossen. Erfahrungen in Deutschland, wo die Einführung des FLP keineswegs zu Umsatzeinbußen geführt hat, dürften erste Vorbehalte ausgeräumt haben. Von der grundsätzlichen Entscheidung auf der Führungsebene, das FLP zu empfehlen, bis zum flächendeckenden Vertrieb gekennzeichneter Blumen dürfte aber noch einige Zeit vergehen.

Bei einer ersten Sitzung in der Wirtschaftskammer zu der die Großhändler geladen waren, wurden Listen der Betriebe verteilt, die dem Flower Label Programm angehören. Die TeilnehmerInnen wurden aufgefordert, sich bis zum Muttertag mit besiegelter Ware zu versorgen. Die Innungen der Erwerbsgärtner und Floristen sind bemüht, ihre Mitglieder mit Information zu versorgen, bei welchen Großhändlern FLP-Blumen erhältlich sind. Gerade unter den Händlerinnen und Händlern wird aber noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten sein.

Aufgrund der massiven Kürzungen von öffentlichen Geldern für entwicklungspolitische Bildungsarbeit hat die Blumenkampagne in Österreich von dieser Seite leider keine Unterstützung. Damit das Gütesiegel trotzdem bekannt wird und sich verbreitet, ist noch einiges an Aufklärungsarbeit und viel Nachfrage notwendig.

Fragen sie doch bei Ihrem nächsten Blumenkauf nach FLP-Blumen! Falls der Händler/ die Händlerin sie noch nicht führt, erklären Sie, worum es beim Flower Label Programm geht.

Laufende Informationen erhalten Sie bei „Brot für Hungernde“, Tel. 01/ 405 76 31, oder bei FIAN Österreich, Tel. 01/ 405 55 15/316.

Wenige Tage vor dem Muttertag, am 11. Mai, findet in Wien ein Aktionstag zum Thema statt (s. Termine in der beiliegenden Programmzeitschrift).

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