Es gibt heute kaum ein Grundrecht, für das GewerkschafterInnen nicht mit Zähnen und Klauen gekämpft hätten – und das ohne sie schon morgen leicht verloren gehen könnte.
Ein Lohn,
von dem man/frau leben kann
1888 berichtete die Aktivistin Annie Besant in einem Zeitungsartikel unter dem Titel „Weiße Sklaverei in London“ über die miserable Bezahlung und die gefährlichen Arbeitsbedingungen junger Frauen in der Streichholzfabrik Bryant and May. Drei als Informantinnen verdächtigte Mädchen wurden entlassen – und 1.500 Frauen gingen aus Solidarität mit ihnen auf die Straße. Die Firma kapitulierte. Viele Länder schreiben heute Mindestlöhne vor – eine formelle, wenn auch minimale Anerkennung der Gewerkschaftsforderung nach menschenwürdiger Arbeit.
Das Wahlrecht
Das Wahlrecht wurde im Norden nur widerstrebend gewährt. Gewerkschaften spielten eine wichtige Rolle bei der Gründung (und Finanzierung) der Arbeiterparteien und anderer Bewegungen, die das allgemeine Wahlrecht forderten. Im Süden waren Gewerkschaften die beständigsten, mutigsten und am besten organisierten Gegner von Militärdiktaturen, und ihre Mitglieder mussten einen hohen Preis dafür bezahlen. 1979, bei einem Generalstreik gegen einen Militärputsch in Bolivien, wurden 200 von ihnen getötet; Tausende wurden umgebracht oder eingesperrt, weil sie Widerstand gegen Diktaturen in Südafrika, Chile und Indonesien leisteten – und genauso war es im nationalsozialistischen Deutschland und in der Sowjetunion.
Demokratie am Arbeitsplatz
Erfahrungen in Skandinavien, Deutschland und Japan legen nahe, dass Mitbestimmung am Arbeitsplatz die Arbeitszufriedenheit erhöht. Gewerkschafter haben immer darauf bestanden, Einfluss auf die Entscheidungen der Geschäftsführung nehmen zu können, und sie haben zur Herausbildung alternativer Eigentumsformen wie etwa von Genossenschaften und Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit beigetragen.
Jedem/jeder nach
seinen/ihren Bedürfnissen
Dass alle Menschen kostenlosen Zugang zu grundlegenden Diensten wie Gesundheitsversorgung und Bildung haben sollten, wurde zuerst von den Gewerkschaften gefordert. Auf diesem Verständnis öffentlicher Dienste beruht der Widerstand der Gewerkschaften gegen „strukturelle Anpassung“ und Privatisierung.
Dieser Widerstand ist heute ein gemeinsames Kennzeichen gewerkschaftlicher Kämpfe in Lateinamerika, Afrika und Asien, aber auch im Norden.
Vereinigung und Widerstand
Diese Errungenschaften waren nur möglich, weil sich ArbeiterInnen in Gewerkschaften zusammenschlossen und im Bündnis mit anderen gesellschaftlichen Bewegungen und politischen Parteien für das Allgemeininteresse eintraten. In den letzten Jahren wurden viele Rechte eingeschränkt oder gingen überhaupt verloren – und die Ungleichheit hat in der Folge historisch einmalige Ausmaße erreicht. Der internationale Kampf gegen diese Entwicklung ist nun im Gange, im Norden und im Süden
Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!
Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.
Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.
Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!
Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.