Entwaldung und Gletscherschmelze

Von Peter Dhondt (IPS) · · 2008/09

Ein Umwelt-Bildatlas bringt alarmierende Daten ökologischer Veränderungen in Afrika.

In Niger wachsen heute bis zu 20 Mal mehr Bäume als vor 30 Jahren. Dieser Trend ist dem mühevollen Einsatz lokaler Bäuerinnen und Bauern zu verdanken. In den meisten anderen Ländern Afrikas fällt die Bilanz jedoch negativ aus. Entwaldung und Bodenerosion sind auf dem Vormarsch, Gletscher schmelzen, Seen trocknen aus.
Der Vergleich von Satellitenbildern aus dem Jahre 1972 mit Aufnahmen von heute verdeutlicht: Auch wenn einige Länder wie Niger, Tunesien, Mauretanien, Kenia und Liberia in den letzten drei Jahrzehnten viel an Naturzerstörung rückgängig machen konnten – für den überwiegenden Rest des Kontinents gilt Alarmstufe rot.
Die Bilder, die vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) im Bildatlas „Africa: Atlas of Our Changing Environment“ zusammengestellt wurden, dokumentieren ein dramatisches Absinken des Wasserpegels im Tschadsee am Südrand der Sahara sowie im Viktoriasee in Ostafrika. Der Gletscher am Kilimandscharo, dem höchsten afrikanischen Berg, bildet sich zurück. Auf der Ruwenzori-Gebirgskette an der Grenze zwischen Uganda und der Demokratischen Republik Kongo sind die Gletscher zwischen 1987 und 2003 sogar um die Hälfte geschrumpft.

Auch die Entwaldung ist ein massives Problem. In der DR Kongo etwa wurden mit dem Ausbau der Straßen im Norden seit Mitte der 1970er Jahre viele neue Schneisen in den Urwald geschlagen. Weitere neue Straßen und Raubbau bedrohen den Waldreichtum des Landes, das als das grüne Herz Afrikas gilt (siehe auch SWM 7/2007, S. 26-27).
Den AutorInnen des knapp 400 Seiten starken Bildbandes zufolge verliert Afrika jedes Jahr vier Millionen Hektar Wald, eine Fläche halb so groß wie Österreich. Die Entwaldung auf dem Kontinent schreitet demnach doppelt so schnell voran, wie dies durchschnittlich auf der Welt der Fall ist. In 35 afrikanischen Ländern wie Ruanda, DR Kongo, Malawi oder Nigeria habe der Waldverlust ein Besorgnis erregendes Ausmaß erreicht, so die AutorInnen. Staaten wie Kamerun, Eritrea und Ghana leiden unter der Verschlechterung ihrer Böden und der Einbuße an natürlicher Vielfalt. Manche Regionen Afrikas verlieren jedes Jahr mehr als 50 Tonnen Erde je Hektar, wie die AutorInnen betonen. Andere Länder wie Burkina Faso, Tschad, Kenia oder auch Niger kämpfen gegen Wüstenbildung und Wassermangel.
Schon jetzt haben mehr als 300 Millionen Menschen in Afrika keinen ausreichenden Zugang zu Wasser. Die Regionen südlich der Sahara, in denen Wasser Mangelware ist, werden sich bis zum Jahr 2050 um nahezu ein Drittel ausdehnen, so die Prognose des UNEP.

Der globale Klimawandel beschleunige diese Prozesse, warnen die AutorInnen. Zugleich verfüge der afrikanische Kontinent kaum über die erforderlichen Mittel, sich diesem Klimawandel anzupassen. „Obwohl Afrika nicht mehr als vier Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes produziert, leiden die Bewohner in unverhältnismäßiger Weise an den Folgen des weltweiten Klimawandels“, heißt es in dem UNEP-Bericht.

Den Umweltatlas „Africa: Atlas of Our Changing Environment“ gibt es online auf http://na.unep.net/atlas/AfricaAtlas.

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