Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Stefanie Gerhold. Inselverlag,
Frankfurt a.M. 2007, 504 Seiten, EUR 20,40
Der Roman erzählt die Geschichte von Ana Lasalle, einer Pariser Tangotänzerin mit argentinischer Abstammung, und Luis Montes, einem argentinischem Filmemacher. 2001 lernen sie sich in Frankreich kennen und stellen fest, dass ihre Vorfahren Verwandte sind und ihre Familie seit Generationen miteinander verbunden ist. Sie recherchieren gemeinsam über ihre Familie und wollen voller Enthusiasmus einen Film daraus machen. Das bringt Ana dazu, sich mit der Vergangenheit ihrer Familien zu beschäftigen, was sie bisher nie interessiert hatte. Ihr Vater wurde während des Putsches in den 1970er Jahren gefangen genommen und gefoltert. Dessen Vater, der Großgrundbesitzer Cesar Lasalle, hatte ihn verstoßen. Die Familie musste nach Frankreich ins Exil.
Parallel zu Anas und Luis’ Geschichte wird die Vergangenheit ihrer Vorfahren aufgerollt und von einer fiktiven Gestalt, dem Tango, erzählt. Sie spielt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Argentinien, die Geschicke der Familien Lasalle und Montes sind eng miteinander verwoben und von den gesellschaftlichen Umbrüchen des ausgehenden 19. Jahrhunderts geprägt. Es ist die Geschichte Argentiniens, die Entstehung des Tango, erzählt durch die Schicksale der Hausangestellten und Großgrundbesitzer, EinwandererInnen, TangotänzerInnen und Tangomusiker.
Eindrucksvoll und vielfältig wird das Leben im Buenos Aires des ausgehenden 19. Jahrhunderts geschildert. Einwanderung aus der ganzen Welt prägt die Gesellschaft. Die oligarchen Familien dulden keinerlei Vermischung mit den neu Zugewanderten. Der Tango entsteht in den Hinterzimmern der Bordelle, wandert von dort in die Pariser Salons und New Yorker Bars und kehrt verändert und bereichert nach Argentinien zurück. Ebenso wie der Strom der MigrantInnen die Gesellschaft Argentiniens bereichert, wächst der Tango mit der Vielfalt der Einflüsse.
Ein gut recherchiertes Buch, einfühlsam geschrieben und gut übersetzt. Ein Buch, das Lust auf Tango macht und die (Zeit-)Geschichte Argentiniens auch Nicht-Fachleuten verständlich macht.