Dass im Nahen Osten Staaten zerfallen und der Terror zunimmt, sind die Folgen westlicher Politik, betont Michael Lüders in seinem aktuellen Buch.
Täglich trudeln derzeit neue Nachrichten aus dem Nahen Osten herein, immer verworrener scheint die Lage zu werden: Krieg in Syrien, Kampf gegen den „Islamischen Staat“, Rivalitäten zwischen Regionalmächten wie Saudi-Arabien und Iran; und dazu internationale Akteure wie die USA und Russland, die ihre Finger im Spiel haben.
In Zeiten wie diesen ist es wichtig, Hintergründe zu erfahren und Zusammenhänge zu verstehen. Eine große Hilfe dabei ist das aktuelle Buch von Michael Lüders. Der Autor war lange Nahost-Korrespondent der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ und bereiste die Region. Sein Zugang ist nicht der eines Wissenschaftlers. Aus dem Blickwinkel eines Journalisten analysiert er jahrzehntelange Entwicklungen in der Region auf nur rund 170 Seiten. Und das in einer sehr überzeugenden Art und Weise: Lüders filtert wichtige Ereignisse heraus, zieht prägnante Fallbeispiele heran und vergisst dabei nie geschichtliche Verbindungen. Dabei liest sich Lüders‘ Buch spannend wie ein Krimi.
Lüders, Michael: Wer den Wind sät. Was westliche Politik im Orient anrichtet, C.H.Beck, 15. Auflage 2015, 175 Seiten, € 14,95
Ausgangspunkt 1953. Ausgangspunkt ist dabei der Staatsstreich im Iran 1953. Damals wurde Premier Mohammad Mossadegh bei einem Militärputsch gestürzt. Das geschah nicht zuletzt durch die Geheimdienste der USA und Großbritanniens, wie Lüders mit mittlerweile freigegebenen Akten darlegen kann.
Immer wieder im Laufe der Geschichte intervenieren westliche Mächte in der Region, meist kurzsichtig und nur im Sinne eigener Interessen. Damit zerstören Washington, London, Paris & Co nicht nur die eigenständigen Entwicklungen der Länder. Sie provozieren auch Reaktionen und Widerstände, die sich nicht zuletzt im Terrorismus heute zeigen.
Das Buch ist zum richtigen Zeitpunkt erschienen: Ohne direkt darauf einzugehen widerlegt Lüders Stereotypien rund um vermeintlich rückständige arabische Staaten. Die Macht des Königreiches Saudi-Arabien; das Chaos im Irak und in Syrien; der brutale Kampf von IS und als Konsequenz die vielen Flüchtlinge, die sich auf den Weg machen – das alles hat sehr viel direkt mit dem Westen zu tun. sol
Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!
Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.
Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.
Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!
Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.