Kaum war Deutschland durch die Vereinigung unter der Krone der Hohenzollern zur europäischen Großmacht aufgestiegen, reklamierte es seinen „Platz an der Sonne“. Handelsgesellschaften und Abenteurer bereiteten den Weg für die so genannte Kongo-Konferenz von Berlin 1884/85, bei der die Deutschen „ihren“ Teil vom afrikanischen Kuchen zugesprochen bekamen. Mit missionarischem Eifer machten sie sich daran, die „Neger“ zu ziviliseren und das Land auszuquetschen. Zwangsarbeit und Prügelstrafe gehörten zu den bevorzugten Mitteln. Die „Hüttensteuer“, die anfangs noch in Naturalien, dann nur mehr in Bargeld oder Arbeitsleistung bezahlt werden durfte, wurde moralisch gerechtfertigt als „Mittel zur Umwandlung der von Natur indolenten Eingeborenenbevölkerung in einen arbeitsamen Menschenschlag, der in der Lage und gewillt ist, uns in unserer mühevollen kolonisatorischen Arbeit nach Kräften zu unterstützen“.
Dutzende „Strafexpeditionen“ gegen aufständische Stämme machten das Kolonialabenteuer allerdings zum ökonomischen Desaster, das in Europa durch die Glorifizierung der Pioniere verschleiert wurde, wie im vorliegenden Sachbuch nachzulesen ist.
Mit den Friedensverträgen von Versailles verlor das im Ersten Weltkrieg unterlegene Deutschland seine Kolonien. Diese fielen als Mandatsgebiete des Völkerbundes an die Siegermächte. Deutsch-Ostafrika ging als Tanganjika an die Briten. In Artikel 246 der Verträge wird außerdem die Rückgabe einer makabren Kriegstrophäe gefordert: „des Schädels des Sultans Makaua“. Dieser, König der Wahehe, hatte einen erbitterten und lange Zeit erfolgreichen Krieg gegen die Kolonialmacht geführt, bis er schließlich im Jahre 1898 seiner Ergreifung durch Selbstmord zuvorkam.
Die Frau des Gouverneurs, Magdalene von Prince, notierte am 21. Juli 1898 in ihr Tagebuch „die Freudenbotschaft“: Als Beweis für die Niederschlagung des Aufstands wurde der Kopf des Sultans dann nach Berlin geschickt, wo sich seine Spur vorerst verlor.
Ch. Links Verlag, Berlin 2001, 224 S., 66 Abb.,
€ 21,15.