Ein Zauberer der Musik

Von Redaktion · · 2001/12

Albert Sempeke junior begeisterte unlängst im Rahmen der „Kampala Alpin Tournee“ mit seiner ugandischen Band „The Big 5“ das österreichische Publikum. Ein Portrait von Patricia Okoed.

Albert Sempeke junior, Virtuose der traditionellen Instrumentalmusik, wurde am 25. Mai 1979 in dem kleinen Dorf Lutengo-Ngalama in Zentraluganda geboren – in eine Familie ganz nach afrikanischer Tradition: Sie umfasste 35 Kinder von sechs verschiedenen Müttern. Sein Vater, Albert Sempeke, hatte bereits seit frühester Jugend traditionelle Musik am königlichen Hof gespielt. Von den 35 Kindern Sempekes zeigten jedoch überraschenderweise nur zwei Interesse an Musik, nämlich Albert und sein älterer Bruder Peter.
Seinen eigenen Weg als Musiker begann Albert 1995 in Kampala. Heute tritt er solo auf, spielt aber auch bei Konzerten mit anderen Gruppen und wird immer wieder an den Königshof gerufen, um an traditionellen Zeremonien teilzunehmen – eine seiner besten Erfahrungen, wie er selbst sagt: „Es schaut nicht viel Geld dabei heraus, aber ich kann mich selbst erhalten und fühle mich gut dabei, das ist alles, worauf es mir ankommt.“
Fest an eine Gruppe will er sich nicht binden, denn es sei besser, „in möglichst vielen Gruppen zu spielen und nicht bloß in einer“. Um seine Einkünfte aufzubessern, unterrichtet Albert auch traditionelle Musik in rund zehn Volks- und Sekundarschulen in Kampala.
„Es ist nicht leicht heute, denn das Interesse an traditioneller Musik lässt immer mehr nach, und es kommt auf Leute wie mich an, die Traditionen zu bewahren. Das ist mir das Wichtigste im Leben: Ich möchte der jungen Generation alles vermitteln, was sie über ihre Wurzeln, ihre Musik und ihre Herkunft wissen sollte. Mein Endziel ist der Aufbau einer Musikschule zur Förderung der Buganda-Musik, und ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg.“

Albert wuchs mit seiner Großmutter väterlicherseits auf und besuchte wie jedes Kind den Kindergarten und die Volksschule. Für Musik begann er sich etwa im Alter von acht Jahren zu interessieren, und er weiß noch, dass seine Großmutter auf ihn immer wieder böse war und ihn bestrafte, weil er aus ihren Pflanzen Musikinstrumente machte. „Meine Großmutter schlug mich fast jeden Tag, weil ich ihre Pflanzen umschnitt. Normalerweise nahm ich Bananenstauden für Trommeln und Xylophone und Papaya-Bäume für Flöten.“ Alberts Großmutter interessierte sich nicht besonders für Musik. Als er zwölf war, reichte es ihr und sie schickte ihn zu seinem Vater nach Kampala.
Sein Interesse für traditionelle Musik hielt eine Zeit lang an, bis er sich mit 15 wie die meisten Heranwachsenden von der lokalen Musik ab- und moderner westlicher Musik zuwandte, „Rap, Funk und R&B“, wie er sie beschreibt. Ein Jahr lang versuchte Vater Sempeke seinen Sohn von dieser Art Musik abzubringen; dann wurde er an die Universität von Edinburgh in Schottland berufen, wo er zwei Jahre lang ugandische Musik unterrichtete.
Erst in einer Nacht im Februar 1995 beschloss Albert, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. „Ich hatte einen sehr seltsamen Traum in dieser Nacht, nämlich dass mein Vater mich dringend bat, in seinem Namen weiterzumachen, und ich versprach mir selbst, genau das zu tun.“
Ende 1996 kehrte Sempeke senior mit zwei Studenten nach Uganda zurück, die sich in seiner Musikklasse in Edinburgh hervorgetan hatten. Die beiden, Andrew und Michael, sollten an einem Musikfestival im Nationaltheater Ugandas teilnehmen, erinnert sich Albert. Vater Sempeke hatte noch keine Ahnung vom Wandel im Leben seines Sohnes und war daher entsprechend überrascht. Albert und die beiden Studenten spielten dann beim Festival gemeinsam mit seinem Vater.
Seit damals und bis heute spielt Albert ab und zu im Nationaltheater und an anderen Schauplätzen. Seinen ersten internationalen Auftritt hatte er im Rahmen der „Kampala Alpin Tournee“, die von der österreichischen Initiative „Moving Cultures“ im vergangenen Oktober organisiert wurde. Albert konnte mit einer Band aus Uganda – The Big 5 – und der österreichischen Gruppe Deishovida spielen. Die Tournee, die durch ganz Österreich und auch nach Wien führte, verfolgte das Ziel, über Musik kulturelle Begegnung und Integration zu fördern. Wen auch immer man fragt, Albert war eine der großen Attraktionen. Seine Perfektion im Spiel des traditionellen Xylophon, der Trommeln und Geigen, seine Lebendigkeit und seine Performance auf der Bühne faszinierten das Publikum

Patricia Okoed ist als Radio-Nachrichtensprecherin täglich auf „Radio Capital FM“ in Uganda zu hören und schreibt auch für die führende ugandische Tageszeitung „New Vision“.

Übersetzung Robert Poth.

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