Verlag Krüger, Frankfurt 2009, 270 Seiten, € 18,95
Soldatin, Ärztin, Mutter, Ehefrau und vor allem empfindsame Autorin: Dies sind die Rollen, mit denen Heike Groos sich in ihrem Rückblick auf ihre langjährige Tätigkeit als Offizierin der deutschen Bundeswehr präsentiert. Ihr Buch, nach dem Abschied von ihrer Militärkarriere, von ihren KameradInnen und ihrem Heimatland geschrieben, bietet persönliche, aber gerade deshalb wichtige Einblicke in die Schwierigkeiten des inzwischen immer stärker in Zweifel geratenen „Friedenseinsatzes“ und die Reaktion der daran Beteiligten.
Zwischen ihrem ersten Einsatz in Kabul 2003 und ihrem letzten, 2007 in Kunduz, verschieben sich ihre Erinnerungen an die Sinnhaftigkeit der militärischen Mission von einer hoffnungsvollen Grundeinstellung zu den traumatischen Folgen der Fehlschläge und Belastungen. Anfangs schildert Heike Groos die öffentliche Rechtfertigung für die internationalen Militäreinsätze, die wohl auch sie dazu bewogen haben, im Rahmen eines „friedensstiftenden Einsatzes“ Dienst zu leisten. Als jedoch der erste Selbstmordattentäter den Bus ihrer Kameraden in die Luft sprengt, die gerade auf dem Weg zum Flughafen waren, um nach Hause zu fliegen, war die Welt für die SoldatInnen eine andere.
Wenn zuvor noch vertrauensbildende Kontakte wie medizinische Hilfeleistungen für afghanische Ärzte und ihre PatientInnen möglich waren, verkehrte sich die Haltung der Militärs danach in die angespannte Erwartung eines nächsten Anschlags, in Misstrauen und Abschottung gegenüber der Bevölkerung, der man ja eigentlich beim Aufbau einer neuen Gesellschaft helfen wollte. Der Bericht der 1960 geborenen Mutter von fünf Kindern, die heute in Neuseeland lebt, handelt vor allem von der Unfähigkeit, die psychischen Belastungen zu verarbeiten und sie zu Hause zu vermitteln. Dabei beleuchtet sie kritisch die Reaktion der militärischen und politischen EntscheidungsträgerInnen, die militärische Fehlschläge und psychische Folgen durch pressewirksame und vorgeblich professionelle Routinen beantworten: Die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse bleibt weitgehend den Betroffenen überlassen. Denn der Ruf nach Hilfe führt schnell zum Stigma eines psychiatrischen Pflegefalls und endet im Ruin der militärischen Karriere sowie oft auch des Privatlebens.