Ich muss zugeben: Bei der Recherche zum Thema Zement wurde es mir anfangs auch etwas mulmig. Das lag zum Teil wohl an meiner Überraschung: Ich bin kein Baustoffexperte, und meine persönliche Erfahrung mit dem Stoff beschränkt sich auf ein paar Tage an der Mischmaschine beim Bauen eines Schafstalls in Kreta.
Ich wusste einfach nicht, dass die Herstellung von Zement – Portlandzement, wie es korrekt heißen sollte – bereits heute für einen bedeutenden Teil der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist – fünf Prozent – und aus Sicht des Klimaschutzes ein vertracktes Problem darstellt, dem man mit den üblichen Antworten „Verbrauchsreduzierung“ oder „Umstellung auf erneuerbare Energien“ nicht wirklich beikommt.
Die Urbanisierung und der Ausbau der Infrastruktur in den Entwicklungs- und Schwellenländern erwecken an sich schon etwas gemischte Gefühle – dazu nur ein paar Stichworte: „Weiße Elefanten“, Ausbau der Kohlekraftwerkskapazitäten, Megastaudammprojekte in Regenwaldgebieten, Verlust wertvoller Landwirtschaftsflächen.
Nun stellte sich (für mich) heraus, dass bereits der dabei hauptsächlich verwendete Baustoff Beton wegen seines Vorprodukts Zement problematisch ist. Die Zunahme des weltweiten Zementverbrauchs scheint dessen ungeachtet unvermeidlich. Es entsteht der Eindruck eines Dilemmas, aus dem wir nur mit technologischen Lösungen entrinnen können, die es noch nicht gibt.
Auch der Redaktion war anfangs nicht bewusst, dass es sich beim Thema Zement um ein klimapolitisch „heißes Eisen“ handelt – vor allem auch in Anbetracht der zeitlichen Nähe zur großen Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen, wo es gelingen soll, ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll auszuhandeln.
In diesem Kontext hat die umweltpolitische Entschlossenheit, die China zuletzt erkennen lässt, unter anderem auch in Zusammenhang mit der Zementindustrie, wieder mehr Optimismus aufkommen lassen. Das war auch eine – allerdings positive – Überraschung. Ob der Optimismus gerechtfertigt ist, wird sich zeigen.