Von: Christina Bell
Betreff: Was die Welt weiß
Liebe Südwind-Redaktion,
vor kurzem war ich im Osten des Tschad – und musste mich im Vorfeld der Reise nicht nur mit Impfungen auseinandersetzen, sondern auch mit eigenen Wissenslücken. Hand aufs Herz, wer kann ohne nachzuschauen die Hauptstadt nennen? Oder weiß, dass das Land das fünftgrößte Afrikas ist? Wahrscheinlich hat eine ähnliche Anzahl an Menschen wahrgenommen, dass der Tschad in den vergangenen eineinhalb Jahren knapp 800.000 Menschen aus dem Sudan aufgenommen hat – und damit einen Teil der Folgen der massiven Vertreibungs- und Ernährungskrise im Nachbarland zu spüren bekommt. Zehn Millionen Menschen mussten seit Kriegsausbruch im Sudan 2023 fliehen, acht Millionen innerhalb des Landes, in dem es aktuell an allem fehlt: an Nahrung, an Wasser, an Hilfe – und nicht zuletzt an internationaler Aufmerksamkeit. Die ist bekanntlich ein begrenztes Gut. Und ihre Verteilung sollten wir kollektiv hinterfragen. Denn auch wenn die kommende US-Wahl für die Weltpolitik wichtig ist – wollen wir in Europa wirklich von jedem Rülpser, den Ex- und Möchtegern-Wieder-Präsident Donald Trump im Wahlkampf absondert, auf allen Kanälen erfahren? Und die Menschen in so massiven Krisen wie im Sudan und seinen Nachbarländern dafür im medialen Abseits lassen?
Viele Grüße aus N’Djamena,
Christina
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