
Von: Marina Wetzlmaier
Betreff: So süß!
Liebe Redaktion,
„das Glück kommt zu denen, die ehrlich sind“, steht auf einem Plakat in einer U-Bahn-Station in Taipei, der Hauptstadt von Taiwan. Eine freundliche Aufforderung, ein Ticket zu kaufen. Oder besser gesagt: eine niedliche. Vom Plakat winken vier Comicfiguren: zwei Hunde, eine Katze und ein Tier, das einem Fuchs ähnelt. Mit ihren Knopfaugen und dem fröhlichen Lächeln kann man ihnen wohl keine Bitte abschlagen.
Auf einem weiteren Plakat machen sie darauf aufmerksam, dass man auf andere Fahrgäste Rücksicht nehmen soll. Solche Bilder begegnen mir überall in der Stadt. Ein rundlicher Pinguin mit Krawatte ziert das Schaufenster einer Bank, und ich ertappe mich dabei, wie ich Getränke nur deshalb kaufe, weil ein drolliges Tier darauf abgebildet ist. Dahinter steckt ein Konzept aus Japan, das „kawaii“ genannt wird. In Taiwan sagt man „ke ai“ (可愛), was „niedlich“ oder „süß“ bedeutet.
Angewendet wird es nicht nur in Kultur und Konsum, sondern sogar in der Politik. So hat die Demokratische Fortschrittspartei (DPP) für den Wahlkampf 1998 eine Plüschpuppe ihres Kandidaten – und späteren Präsidenten – Chen Shui-bian kreiert. Auch das Nationaltier Taiwans ist „ke ai“: der Taiwanische Schwarzbär.
Liebe Grüße,
Marina