Von: Sohalia Mcpherson
Betreff: Leben in der Twilight Zone
Liebe Redaktion,
Anfang März dachte ich, es sei nichts Ernstes. In Jamaika haben wir so viele Viren und Krankheiten erlebt – Dengue-Fieber, Malaria, H1N1-Virus (Schweinegrippe), Zika-Virus sowie das CHIK-V- oder Chikungunya-Virus – das Auftreten des neuartigen Coronavirus hat mich anfangs daher nicht weiter irritiert.
Ich selbst bin sowohl an CHIK-V als auch an Dengue-Fieber erkrankt. Ich dachte, Corona würde ebenso wie all die anderen Viren auch wieder verschwinden. Aber ich habe mich so sehr geirrt.
Als die JamaikanerInnen im Ausland anfingen, ob der drohenden Lockdowns überall zu uns zu kommen, stiegen auch hier die Zahlen der täglichen Neuinfektionen. Dann gab es auch hier einen Lockdown.
Zwei Monate lang wurde von der Regierung eine Ausgangssperre verhängt. Man durfte sich nicht im Freien blicken lassen – ohne Ausnahmen. Diejenigen, die es nicht so ernst nahmen und sich in ihren Gemeinden auf der Straße aufhielten, wurden geschlagen und verhaftet.
Mitte Mai gab es erste Lockerungen. Aber auch Wochen später gibt es ein strenges Protokoll – Maskenpflicht, Desinfektion, Temperaturkontrolle, physische Distanz.
Das Leben mit COVID-19 in Jamaika gleicht einer Twilight Zone, irgendwie surreal, aber doch unser aller Alltag hier.
Immerhin weiß ich, dass wir mit der Zeit zur Normalität zurückkehren werden – und dafür bin ich dankbar.
Liebe Grüße,
Sohalia
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