E-Mail Aus: Benin

Von: Katrin Gänsler

Betreff: Von Grünzeug und Kopfstand

Liebe Redaktion!

Benin ist kulinarisch ein wahres Paradies. Von wenigen Ausnahmen wie frischem Spargel und Himbeeren abgesehen, lässt sich auf den Märkten in der Wirtschaftsmetropole Cotonou alles finden. Und dass stets ausreichend Käse in den Supermärkten ist, dafür sorgen die Franzosen – die selbst dennoch gerne über die Auswahl schimpfen.

Auch meine Putzfrau schimpft, wenn sie zweimal pro Woche für mich auf den Markt geht. Nicht etwa, weil sie schwer schleppen muss oder es Stunden dauert, um alles zu finden. Sie verzieht fast angewidert das Gesicht, weil auf meiner Einkaufsliste steht: Mangold, Spinat, Lauch, Salat, Koriander, Petersilie und so weiter. „Wie viel Fleisch wir dafür kaufen könnten“, seufzt sie beim Auspacken.

Dass Fleisch – für viele Menschen hier ein Luxus – nicht in meinen Kochtopf kommt, versteht sie nicht. „Du hast doch das Geld dafür“, sagt sie. Vor Jahren fragte mich ein nigerianischer Kollege, ob sich tatsächlich jeder in Deutschland Hühnchen leisten könne. Dreimal musste er die Frage wiederholen, bis ich sie begriff.

Seit ein paar Wochen hängt in meiner Küche nun aber etwas, was bei meiner Putzfrau noch mehr Stirnfalten hervorruft: eine Zeichnung des Kinderbuchautors Janosch, auf der Herr Wondrak einen Kopfstand übt. Yoga eben. Als sie das Bild zum ersten Mal sah, erntete es ein abwertendes Schnalzen. „Das machen doch wieder nur die Weißen.“ Ich sage lieber nicht, dass viele von ihnen auch nur Gemüse kochen.

Katrin