Sachbuch. Aus dem Englischen übersetzt von Heike Schlatterer und Ursel Schäfer. Riemann Verlag, München 2008, 347 Seiten, € 19,60
Napoleonis Stil ist stark, wenn sie versucht, Situationen zu schildern. Es gelingt ihr gut, die Zusammenhänge zwischen Politik, Wirtschaft und Macht aufzuzeigen. Dabei spart sie nicht mit deftigen Vorwürfen gegen die Globalisierung und patriarchale Strukturen. Damit sind auch schon die zwei Eckpunkte der napoleonischen Kritik genannt: In einer Welt, die von Männern dominiert wird, ist die Prostitution von Frauen eine ebenso direkte Folge der Gier nach Macht wie die kapitalistische Ausbeutung von Ressourcen – jene der Natur ebenso wie der Arbeitskraft des Einzelnen. Und angetrieben von deutlich erkennbarer, persönlicher Empörung setzt Napoleoni dann im Eifer des Gefechtes schon mal zu einem Rundumschlag an, der soweit gehen kann, David Beckham mit russischen Oligarchen und italienischen Mafiosi gleichzusetzen. Derlei (seltene) Polemiken stören das Gesamtbild eines gut recherchierten Buchs einer kompetenten Journalistin aber nur wenig.
Neben altbekannten Wahrheiten, wie den vielfältigen Verflechtungen zwischen internationalen Wirtschaftskonzernen und der politischen Elite, bietet Napoleoni ihren LeserInnen auch bestürzende Details zur ’Ndrangheta, dem kalabrischen Arm der Mafia, die längst als „globales“ Netzwerk agiert. In ein düsteres Licht wird auch die aufstrebende Wirtschaftsmacht China gestellt. Napoleoni weist noch auf viele weitere Absurditäten hin. Dabei kommen die Lösungsvorschläge zu kurz. Als eines der wenigen positiven Beispiele in diesem Buch wird das Finanzwesen im Islam, das Wucher und Spekulationen ablehnt, präsentiert. Und – das eine oder andere Mal – die Macht der KonsumentInnen beschworen, deren Kaufverhalten alles ändern könnte. Wären da nicht die in den Kreislauf der viel zitierten „Schurkenökonomie“ eingegliederten Medien, die laut Napoleoni unmündige BürgerInnen aus uns machen.