IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt am Main / London 2007, 334 Seiten, € 23,60
Globales Lernen hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Bekanntheit und Profil gewonnen. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, das Buch von Helmuth Hartmeyer zu lesen, die bisher mit Abstand detailreichste Darstellung zu Globalem Lernen in Österreich.
Der Autor gliedert seine Studie in drei Teile: Der einleitende erste Teil ist eine philosophisch-historische, mehr noch, in der Auswahl des Zuganges eine persönliche Annäherung an das Thema. Goethes Faust, ein Standardwerk europäischer Kulturgeschichte, wird in verschränktem Kontext Globalen Lernens gesehen, zitiert und analysiert. Ein unerwarteter und origineller Zugang zur Thematik.
Der zweite Teil beschreibt, aus Sicht eines „Mitgestaltenden“, den Entwicklungsprozess Globalen Lernens in Österreich. Anhand vieler Zitate wird eine Geschichte des Diskurses – mit Schwerpunkt „Herausentwicklung aus der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit“ – dargestellt. Dieser Teil der Studie ist eine umfangreiche Dokumentation, in welcher der Autor offensichtlich bewusst keine Einschätzungen oder Bewertungen von Strategien, Projekten und Konzepten vornimmt, sondern Zitate für sich sprechen lässt.
„Antworten und Fragen“ tituliert Hartmeyer schließlich den folgenden Analyseteil seines Buches. Anhand der drei Schlüsselbegriffe Entwicklung – Entfaltung – Entgrenzung werden die konzeptionellen und strukturellen Herausforderungen Globalen Lernens erläutert und mögliche Perspektiven aktueller und zukünftiger Entwicklungen aufgezeigt. Eine Art Synthese der weit ausgebreiteten Gedanken des Autors ist das abschließende Kapitel „Globales Lernen: Ansprüche und Widersprüche“, wo auf etwa zehn Seiten ein sehr anregendes Plädoyer für ein offenes Konzept Globalen Lernens abgegeben wird.
Das Buch von Hartmeyer ist in einer anspruchsvollen Sprache geschrieben; der Autor legt großen Wert auf durchdache Formulierungen. Zudem weist er oft auf die Grenzen und Möglichkeiten der Studie hin. Das Buch ist zwar für ein Fachpublikum geschrieben und erfordert auch eine gewisse Konsequenz beim Lesen, doch sei es insbesondere PädagogInnen und Weltbewegten empfohlen, sich mit den Gedanken des Autors auseinanderzusetzen.