Die Verbindung der Weltmeere: Traum und Wirklichkeit

Von Georg Bartholomäus · · 2015/02

Die Idee einer interozeanischen Wasserstraße durch Nicaragua ist beinahe 500 Jahre alt. Die Spanier dachten an eine schiffbare Verbindung durch Mittelamerika, um Gold und Silber aus den Anden schneller ins Mutterland zu bringen. Der Rio San Juan, der heutige Grenzfluss zwischen Nicaragua und Costa Rica, hätte dafür als natürliche Verbindung dienen sollen. Der Fluss entspringt dem Nicaraguasee, dessen Ufer nur zehn Kilometer Landfläche vom Pazifik trennen. König Philipp II. soll jedoch der Meinung gewesen sein, dass es dem Menschen nicht zustünde, die gottgewollte Trennung der Weltmeere zu durchstoßen. In Wirklichkeit dürften eher technische Gründe dafür gesorgt haben, dass die Idee wieder fallen gelassen wurde.

Das Interesse an einer interozeanischen Verbindung bleibt in Europa und den USA bestehen. Handelsschiffe ersparen sich durch die Abkürzung einen Umweg von rund 15.000 Kilometern. Noch im 19. Jahrhundert favorisieren die USA die Route durch Nicaragua. Frankreich forciert jedoch die kürzere Verbindung durch die Provinz Panama, damals noch das nördliche Ende Kolumbiens. Mehr als 20.000 Arbeiter sterben an Tropenkrankheiten und das Projekt scheitert. Erst als der Bauherr Ferdinand de Lesseps die Arbeiten 1889 endgültig einstellt, ändert die US-Regierung ihre Pläne. Panama wird durch eine militärische Intervention von Kolumbien abgespalten und die zweite Phase der Bauarbeiten beginnt.

Vor etwas mehr als hundert Jahren passiert der erste Dampfer den Panama- Kanal. Das kleine Land in Mittelamerika wird schnell zu einem wichtigen Player im Welthandel.

Am 31. Dezember 1999 geben die USA den Kanal schließlich an Panama zurück. Der Rückgabe-Vertrag sieht jedoch ein Interventionsrecht vor, falls Washington die „Neutralität des Kanals“ bedroht sieht. Die Kanalverwaltung macht pro Jahr rund 1,4 Milliarden Dollar Gewinn, mehr als die Hälfte davon geht an den Staatshaushalt. Passten vor 15 Jahren noch 85 Prozent aller Containerschiffe durch den Panama-Kanal, sind es heute weniger als die Hälfte. Er wird deshalb derzeit unter größtem Aufwand erweitert. So sollen ab 2016 auch die Giganten der so genannten Post-Panamax- Klasse die Schleusen passieren können. Rund fünf Prozent aller weltweit gehandelten Waren gehen durch die künstliche Wasserstraße. In Nicaragua blieb die Idee eines zweiten Kanals immer präsent. Fast jeder Präsident hat das Projekt mindestens einmal auf seine Agenda gesetzt. Nun scheint der alte Traum mit chinesischer Hilfe zum Greifen nahe.

Georg Bartholomäus ist das Pseudonym eines Journalisten, der anonym bleiben möchte.

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