Die Verantwortung der EU

Von Redaktion · · 2011/04

Allein im Jahre 2009 wurde über Land-Geschäfte mit einer Gesamtfläche von 47 Millionen Hektar berichtet. Das entspricht einem Viertel der Agrarfläche der gesamten Europäischen Union. 70 Prozent der Deals wurden in Afrika getätigt. In vielen dieser Länder leben drei Viertel der Bevölkerung von der Landwirtschaft.

Inzwischen ist vielfach dokumentiert, wie traditionelle Landnutzungen ignoriert und Menschen gewaltsam von ihrem Land vertrieben wurden, damit für diese riesigen Agrarprojekte Platz ist. Die Menschen vor Ort verlieren ihre Existenzgrundlage und ihr Recht auf Nahrung wird mit Füßen getreten.

In der Berichterstattung werden meist arabische und asiatische Regierungen und Investoren für die Landnahmen verantwortlich gemacht. Aber nicht selten werden diese Akteure durch Gelder europäischer Anlagefonds mitfinanziert. Und auch die Wirtschaftsweise und die Konsummuster in Europa haben ihren Anteil. Seien es Agrotreibstoffe, Futtermittel, Südfrüchte oder auch Grundnahrungsmittel. Die Industrienationen verfügen nicht über genug Land, um den eigenen Konsum befriedigen zu können. So nutzt Europa zusätzlich zur heimischen Ackerfläche derzeit rund 35 Millionen Hektar Land, vor allem zur Herstellung von Futtermitteln für die eigene Massentierhaltung, zunehmend aber auch zur Erzeugung von Agrotreibstoffen für den Transportsektor. Insgesamt ist der externe Landverbrauch der Europäischen Union seit 1999 um 40 Prozent gestiegen. Auch politisch haben die Regierungen des Nordens erheblich dazu beigetragen, dass es heute zu diesem globalen Landraub kommen konnte. Rund um den Globus wurden in den letzen 20 Jahren die Landgesetze in Entwicklungsländern so geändert, dass ausländische Investoren einfacher Land kaufen und pachten können. An dieser Entwicklung war besonders die Weltbank beteiligt, in der Industrieländer immer noch das Sagen haben. Zudem hat die Weltbank Investoren bei ihren Landkäufen beraten. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie FIAN und Misereor haben oft auf die Gefahren der einseitigen Liberalisierung der Landmärkte hingewiesen. Dass nun, durch den riesigen Druck auf Ackerland, ländliche Gemeinden ihrer Lebensgrundlage beraubt werden, ist auch ein Resultat dieser Politik.

Roman Herre (FIAN Deutschland)
Armin Paasch (MISEREOR)

FIAN ist die Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung, Misereor ein Hilfswerk der Katholischen Kirche Deutschland.

Basic

Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!

  • 6 Ausgaben pro Jahr als Print-Ausgabe und/oder E-Paper
  • 48 Seiten mit 12-seitigem Themenschwerpunkt pro Ausgabe
  • 12 x "Extrablatt" direkt in Ihr E-Mail-Postfach
  • voller Online-Zugang inkl. Archiv
ab € 25 /Jahr
Abo Abschließen
Förder

Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.

Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.

84 /Jahr
Abo Abschließen
Soli

Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!

Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.

168 /Jahr
Abo Abschließen