Die Tiefsee

Von Redaktion · · 2007/03

In den weitgehend unerforschten Tiefen des Ozeans liegt der Schlüssel zu einem besseren Verständnis des Planeten selbst.

Die Erforschung der Tiefsee mit Satelliten, Tiefschlepp-Sonaren und ferngesteuerten Unterseebooten hat sowohl die Ozeanographie als auch die Geowissenschaften in den letzten 50 Jahren revolutioniert.
Von den Kontinentalschelfen, den Rändern der Kontinentalplatten, in etwa 100 bis 200 Meter Tiefe, fallen die Kontinentalabhänge bis zum Boden des Ozeans ab. Diese Hänge sind oft von Schluchten und Kanälen durchzogen, die Sedimente in die Tiefe leiten. Dort gibt es Gebirgsketten, die um ein Vielfaches länger sind als ihre Gegenstücke an Land, und Gräben, in die der Grand Canyon sechsmal hineinpassen würde. Gewaltige Massen erstarrter Lava liegen verborgen unter kilometertiefen Wassermassen. Gewaltige Ebenen erstrecken sich hier, eintönig und nichtssagend, feindlicher als die sibirische Tundra oder die Sahara.
Je tiefer, desto höher der Druck – 5.000 Meter unter der Oberfläche beträgt er 500 Atmosphären oder 2,5 Tonnen pro Quadratzentimeter. Nur feinste Ton- und Staubpartikel, inklusive Staub aus dem Weltraum, vollenden den langsamen Abstieg von der Oberfläche. Im Schnitt bilden sich alle tausend Jahre nur Ablagerungen von wenigen Millimetern Stärke.
Fast jedes Körnchen der Sedimente wurde mehrmals von Würmern oder Schlammfressern verschluckt und wieder ausgeschieden. Jedes Stückchen Fleisch, das von oben herabsinkt, wird binnen Minuten von Schalentieren oder fleischfressenden Fischen zerfetzt. Seegurken (Holothuroidea) kriechen auf fünf Reihen Röhrenfüßchen durch den schleimigen Boden oder graben sich mit dem Mund nach unten ein, wobei sie mit ihrer Wasserlunge durch die Afteröffnung atmen.
Viele Tiere können ihr eigenes Licht erzeugen, mit lumineszierenden Organen oder mit Hilfe biolumineszierender Bakterien. Einige können Flüssigkeiten ausstoßen, die zu Lichtwolken explodieren, um Räuber zu verwirren. Ende der 1970er Jahre wurden einzigartige Lebensformen – riesige Röhrenwürmer und Muscheln – rund um so genannte „Schwarze Raucher“ (Hydrothermalquellen) entdeckt. Sie leben mit Bakterien in Symbiose, die aus Methan und Schwefelwasserstoff organische Verbindungen erzeugen.
Die meisten Arten sind klein, aber einige sind riesig, vielleicht, weil sie so lange leben. Rote Garnelen können 20mal größer werden als ihre Artgenossen in den üblichen Cocktails. Der Koloss-Kalamar, der in einer Tiefe von mehr als 1.000 Metern im Antarktischen Ozean lebt, ist das größte bekannte wirbellose Tier, mit den größten Augen (bis 35 cm Durchmesser) der gesamten Tierwelt. Ein vollständiges, erwachsenes Exemplar wurde erst Ende Februar gefunden; es wird vermutet, dass er zwölf Meter lang werden kann – größer noch als die bekannteren Riesenkalmare.

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