Manches Kleidungsstück hat 19.000 Kilometer auf dem Buckel, bevor es bei uns über die Ladentheke wandert. Die chemische Keule ist von Anfang an dabei.
Am Beispiel von Jeans sieht der Weg etwa folgendermaßen aus:
-> Rohstoff: Grundprodukt der meisten Jeans ist die Baumwolle. Hauptproduzenten sind China, USA, Brasilien, Peru, Ägypten und Türkei. Beim Anbau werden viel Kunstdünger und zahlreiche Pestizide eingesetzt. Weniger als 3% der Produktion geschieht unter biologischen Bedingungen.
-> Stoffproduktion: Die Garnproduktion kann in einem anderen Land erfolgen als die Stofferzeugung. Das ist der kapitalintensivste Teil der Textilindustrie und befindet sich etwa in Deutschland, Italien, China, Japan, Taiwan und Südkorea.
-> Textilveredelung: Dann wird der Stoff gebleicht oder gefärbt – etwa mit Farbstoffen aus Polen, außerdem schmutzabweisend oder schrumpfbeständig gemacht – auch dies mit Einsatz vieler Chemikalien. Bei Jeans kommt häufig das „stonewash“-Verfahren hinzu, bei dem der Stoff mit Chlor oder Wasserstoffperoxyd und Bimssteinen in einer Trommel gewaschen wird. Der Abbau dieser Steine etwa in der Türkei führt zu Umweltproblemen.
-> Design: Das Entwerfen der Jeans findet meist in den Industrieländern statt. An Ort und Stelle werden häufig Probemodelle hergestellt.
-> Zuschneiden und Nähen: Das ist der arbeitsintensivste Teil des Fertigungsprozesses und findet dort statt, wo billige Arbeitskräfte vorhanden sind, also in Entwicklungsländern oder in Osteuropa (siehe Artikel Seite 30).
-> Kurzwaren: Reißverschlüsse, Knöpfe etc. stammen wieder aus anderen Produktionsländern. Sie enthalten oft umweltschädliche Bestandteile.
-> Finishen: Um ansehnlich auszuschauen, müssen die Jeans gebügelt oder chemisch gereinigt werden. Die Labels werden in den Industrieländern von Heimarbeiterinnen eingenäht.
-> Transport und Verkauf: Werden Jeans in Ostasien oder Zentralamerika produziert, kommen sie in Pappkartons verpackt per Schiff nach Europa oder in die USA. Danach müssen die Jeans nochmals durch Bügeln oder chemische Reinigung in Form gebracht werden. Dann geht es in ein zentrales Lager und von dort später zu den Verkaufsstellen.
-> Gebrauch und Entsorgung: Häufig haben Jeans wie andere modische Kleidungsstücke für die/den TrägerIn den Reiz verloren, bevor sie abgetragen sind. Viele geben sie dann zur Altkleidersammlung (siehe Artikel Seite 35). Wird die Kleidung endgültig ausrangiert, kommt sie meist in die Müllverbrennung.