Der indonesische Rechtsanwalt Munir wurde kürzlich mit dem ťAlternativen NobelpreisŤ 2000 ausgezeichnet. Der Kampf für Menschenrechte ist für ihn ein universeller Ausdruck menschlicher Solidarität.
Im ostjavanischen Surabaya begann der junge Anwalt als Freiwilliger für die Indonesische Rechtshilfeorganisation (LBH) zu arbeiten, 1996 wechselte er an den Hauptsitz von LBH in Jakarta, ein Jahr später gründete er Kontras, jene Kommission, die sich für die damals rapide anwachsende Zahl von Verschwundenen und Opfern politischer Gewalt einzusetzen begann.
In Asien war die Wirtschaftskrise ausgebrochen. Staatschef Suharto selbst sah sich mit immer lauter werdenden Forderungen nach Demokratisierung konfrontiert und reagierte darauf mit einem brutalen Einsatz seiner Sicherheitskräfte.
In Zeiten derartiger Repression, aber auch in Kriegen, in Situationen sozialer Not und Armut könne lediglich „das Ringen um Menschenrechte und Solidarität in allen Teilen der Welt einige der schlimmsten Auswirkungen abmildern“, betonte Munir im vorigen Herbst anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Alternativen Nobelpreis 2000. Doch die Bedeutung der Menschenrechte „im Sinne von menschlicher Solidarität“ geht für ihn weiter: Sie haben „eine neue universelle Sprache der Gleichheit geschaffen, die alle Grenzen von Ethnie, Geschlecht und Religion überschreitet“.
Gerade im Falle Indonesiens komme dieser Sprache eine ganz besondere Rolle zu. Wenn ein Land derart gespalten, eine Gesellschaft derart unterdrückt worden sei, dann sei die Gefahr wechselseitiger Anschuldigungen groß. Die Barrieren zwischen den Menschen könnten dann nur über die Sprache der Menschenrechte abgebaut werden, wie auch der Prozess der Versöhnung von dieser Sprache abhänge, erklärte Munir in seiner Dankesrede.
Der Weg ist weit, und wird durch neue Gesetze – wie etwa die Verfassungsänderung im Vorjahr, die eine Klausel für die rückwirkende Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen aufgehoben hat – noch erschwert. Während Munir selbst im September 1999 in die Kommission zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen in Osttimor (KPPHAM) berufen wurde, musste Kontras infolge der Repression durch das Militär wiederholt die Arbeit in Aceh einstellen.
Wenn es im Falle Osttimors zumindest erste Verfahren gegeben hat, können die Sicherheitskräfte in Aceh im äußersten Westen von Sumatra weiter ungestraft agieren. Fort- und Rückschritt passieren zeitgleich, und Munir hat nicht nur einen Freund in diesem Kampf verloren.
Manchmal erscheine es, als ob sein Land dabei sei, „sich selbst zu zerstören“, erklärt Munir. Und privat gibt er schon einmal zu, wie entmutigend diese Entwicklungen sein können. Aber da gebe es nur eines: weiter machen. Mehr Rechtskurse für Sicherheitskräfte abhalten, mehr Rechtsinformation über das Radio verbreiten, in der Rechtshilfeorganisation und in Kontras weiterarbeiten und, wie er in seiner Rede betonte, um internationale Solidarität ringen – „für die Menschen von West Papua und Aceh und alle, die ihrer Menschenrechte beraubt werden“.
Die Autorin ist freie Journalistin, die regelmäßig Reisen nach Süd- und Südostasien unternimmt.
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