Politik und Medien stellen aktuell den Konflikt am Hindukusch falsch dar und machen Leidtragende zu Tätern, beklagt Journalist & Autor Emran Feroz in seinem neuen Buch.
Am 12. September 2001 änderte sich für einen neunjährigen Innsbrucker das Leben schlagartig. Mitschüler bedrängten am Tag nach den Terroranschlägen in New York Emran Feroz mit Fragen, weil er durch seine Eltern doch Afghane sei. „Vom damaligen Tag an war ich der ewige Erklärer des Krieges in meiner Heimat“, schreibt Feroz in seinem jüngsten Buch zu den Ursachen für die Rückkehr der Taliban.
Es ist eine Streitschrift gegen die Auffassung, dass die Afghan*innen an ihrem Unglück selbst schuld wären. Feroz erinnert an die wiederholten Eroberungsversuche durch die Briten (1839 – 1919), die Sowjetrussen (1979-89) und die USA (2001-11), die das Land zu einem „Friedhof der Afghanen“ machten, die Bomben- und Drohnenkrieg, Folter und Vertreibung ertragen mussten.
Auf Kosten Unschuldiger. Detailliert beschreibt er den gleichzeitigen Bürgerkrieg (ab 1978), bei dem moskaufreundliche Linke und US-geförderte Islamisten aufeinanderprallten. Ab 2001 nahmen die USA Rache für 9/11, etablierten aber ein korruptes, von großen Teilen der Bevölkerung abgelehntes Regime und töteten auf der Jagd nach Terroristen viele Unschuldige. Westliche Medien hätten das Leid der Menschen weitgehend ignoriert, schreibt Feroz, nun selbst ein gefragter Afghanistan-Erklärer bei Profil, der Zeit, CNN und New York Times.
Emran Feroz
Der längste Krieg. 20 Jahre War on Terror
Westend Verlag, Frankfurt/Main 2021
224 Seiten, € 18,95
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