Der Deutsche Immanuel Zerger, der seit 1981 auf der Insel Solentiname lebt, wo der Dichter und Priester Ernesto Cardenal in den 1970er Jahren seine urchristliche Kommune aufgebaut hatte, führt seit langem einen Rechtsstreit gegen den ehemaligen Kulturminister. Seine Klage wegen Verleumdung und Beleidigung wurde jedoch schon vor drei Jahren von einem Gericht abgewiesen. Ein anderer ranghöherer Richter rollte nun den Fall wieder auf, und siehe da, am 22. August wurde Cardenal zu einer Geldstrafe von umgerechnet knapp über 1.000 US-Dollar verurteilt. Er will aber das Urteil nicht anerkennen.
Es ist wohl kein Zufall, dass der 83-jährige Dichter genau eine Woche zuvor bei der Amtseinführung von Präsident Lugo in Paraguay weilte und dort vor den versammelten Staatschefs den – abwesenden – nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega wegen dessen undemokratischen Machenschaften heftig kritisiert hatte. Die Justiz Nicaraguas ist von Ortega-treuen RichterInnen dominiert.