Früher, als die Nationalstaaten noch stolz waren auf ihre Monopole, wäre es verpönt gewesen, nur des Geldes wegen für einen x-beliebigen Anbieter zu kämpfen statt für das Vaterland. Auch heute ist es zwar sozial nicht besonders angesehen, dennoch ist es ein Job wie jeder anderer, seine Dienste einem privaten militärischen Unternehmen anzubieten. Selbst mitten im friedlichen neutralen Österreich finden „Kriegscastings“ statt: Im vergangenen November warb eine deutsche Sicherheitsfirma in Linz um „Statisten“ für Trainingscamps in Irak und Afghanistan.
Der Sold lockt, auch wenn der Einsatz gefährlich ist. Im Irak sind bisher über 1.000 Mitarbeiter solcher Unternehmen getötet worden oder verschwunden, darunter auch der Oberösterreicher Bert Nussbaumer. Dann, oder wenn die neuen Söldner durchdrehen und wehrlose Einheimische niederknallen, kommt das Thema der Privatisierung des Krieges auch kurz in die Medien. Aber am liebsten genießen sie Anonymität – ihre Geschäfte brauchen keine Öffentlichkeitsarbeit. Und JournalistInnen sind überhaupt Feindbilder in den Chefetagen der PMCs; sie erhalten weder Informationen noch Interviews.
Diese globale Privatisierung des staatlichen Monopols der Gewaltanwendung entspricht nicht nur dem neoliberalen Zeittrend, sie bietet auch für die Auftraggeber – in der Regel Staaten, in erster Linie die USA, oder internationale Konzerne – tatsächlich viele Vorteile. Die modernen Söldner provozieren keine diplomatischen Verwicklungen, ihre Aktivitäten spielen sich großteils im Verborgenen ab, die Verluste können leicht verschleiert werden. Und der große Vorteil für die Auftraggeber: Sie können damit jegliche politische, demokratische Kontrolle ihrer Einsätze vermeiden. Wer klagt an, wenn eine US-Sicherheitsfirma für einen Erdölkonzern in Kolumbien Pipelines vor Anschlägen bewacht und dabei Dörfer bombardiert? Wen kümmert es, dass sich Blackwater-Mitarbeiter bei ihrem Einsatz in Ex-Jugoslawien durch Mädchenhandel ein Nebengeschäft aufbauen? Und die wohl besorgniserregendste Frage: Wer achtet darauf, ob die Militärunternehmen und ihre Auftraggeber die politischen und menschenrechtlichen Grundwerte achten?