Amadou Fall Ba mischt in der urbanen Kulturszene von Senegal mit. Mehrere seiner Initiativen vermitteln und unterstützen politisch widerständige Kunst in vielerlei Ausprägung – von Hip Hop zu Rap, Breakdance, Slam oder Graffiti. Ein Porträt von Margit Niederhuber.
Er kann sehr gut erklären und redet gerne. Amadou Fall Ba war letztes Jahr in Linz Gast beim Festival „Survival of the Hippest. Urban Art and Culture in Africa”. Amadous Beitrag hieß „From Nothing to Something – How Hip Hop can create work in a poor country as Senegal“. Sein Leben illustriert diese Behauptung. Als Jugendlicher entdeckte er Mitte der 1990er Jahre den Hip Hop, machte mit zwei Freunden Rap-Musik und begann bald, sich und andere zu organisieren. 2006 gründete er Africulturban. Diese Organisation wurde rasch von den Jugendlichen angenommen, hat heute über 1.000 Mitglieder.
Die Gruppe beschäftigt sich mit HipHop, Breakdance, Graffiti, Slam und anderen dezidiert urbanen Kunstformen. Sie organisiert Festivals, Ausstellungen, Konzerte, Konferenzen und Workshops. Bereits seit sieben Jahren gibt es das Festa2H (International Festival of Hip Hop and urban culture). Daneben ist Amadou Direktor der Hip Hop Academy und anerkannter Experte für urbane Kultur in Senegal.
Wer Amadou sieht, kann sich gut vorstellen, dass er alle diese Funktionen erfüllt. Er ist dynamisch, ein Merkmal der aufsteigenden Mittelschicht in afrikanischen Ländern. Menschen nehmen ihr Leben in die Hand und nützen alle gebotenen Chancen. Amadou studierte Kulturmanagement in Dakar, in Deutschland und Großbritannien. Seine Arbeitskontakte gehen nach Brasilien und in andere afrikanische Länder.
Das klingt sehr schick, aber nicht nach gesellschaftlichen Veränderungen. Hip Hop ist in Senegal populär, über 3.000 Gruppen sind aktiv. Das Land hat damit die drittgrößte Hip Hop-Community der Welt, nach den USA und Frankreich. Die erste Generation der Hip Hopper kam aus der Mittelschicht, erst dann gründeten auch ärmere Jugendliche Musikgruppen dieser Art. Sie praktizieren eine sehr engagierte und widerständige Kunst, viele der Songs werden in afrikanischen Sprachen gesungen.
Hip Hop ist dezidiert politisch. Die MusikerInnen unterstützen KandidatInnen im Wahlkampf. Sie helfen aber singend auch dabei, sie wieder aus dem Amt zu jagen, so geschehen mit Präsident Abdoulaye Wade, der 2012 abgewählt wurde. Sie singen gegen Zensur. Die Auseinandersetzung mit Migration ist ihnen wichtig, wenn überhaupt, dann sind sie für Migration mit Visum und Arbeit. Ihre Stimmen werden gehört und geschätzt, auch die von Frauen. Frauenfeindlichkeit wollen sie auf keinen Fall akzeptieren.
Das Büro von Africulturban liegt nicht im modernen Zentrum der Stadt, sondern in Pikine, einem armen Vorort von Dakar. Die Angebote für MusikerInnen umfassen die Nutzung des professionellen Aufnahmestudios und Hilfe bei der Planung von Projekten. Neben Musik ist Graffiti-Malerei eine Ausdrucksform der BewohnerInnen hier. Africulturban unterstützt mit Material, Know-how und PR-Aktivitäten. Amadou berichtet: „Wir analysieren traditionelle Marketing-Modelle, reden dann auch von Fanraising statt von Fundraising.“ In der Hip Hop Akademie werden jedes Jahr 100 Jugendliche ausgebildet, nicht nur in Musik. Sie lernen auch graphisches Design und Englisch. „Einer unserer Slogans heißt: Stay here, work here. Und genau das wollen wir unterstützen.“
dorftv.at/videos/survival-hippest-symposium-stadtwerkstatt/4202
Margit Niederhuber ist Regisseurin, Kuratorin und Dramaturgin im Schnittpunkt Kunst, Gender, Wissenschaft und Trikont. Sie hat zahlreiche Frauen- und Kunstprojekte mit dem Schwerpunkt Afrika durchgeführt.
Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!
Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.
Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.
Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!
Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.