20 Jahre nach der letzten Weltfrauenkonferenz hat sich die Lage für Frauen auf der Welt und in Europa verändert – aber viel zu wenig.
In wie vielen Ländern der Welt sind Frauen und Männer gleichberechtigt? Richtig – in keinem. Auch die 28 Staaten der Europäischen Union sind da keine Ausnahme. Die Zahlen zeigen es: Frauen in der EU verdienen etwa im Schnitt 16 % weniger als Männer; Österreich liegt hier im negativen Sinn mit 23 % an der Spitze. „Wenn wir so weitermachen, werden wir das Lohngefälle erst im Jahr 2084 überwunden haben“, stellt Iratxe Garcia-Perez, Vorsitzende des Frauenrechte-Komitees des Europäischen Parlaments, fest. Neben der Gehaltsschere sei nach wie vor Gewalt gegen Frauen ein großes Thema.
Frauenrechte weltweit. Ein Schlüssel zur Gleichstellung ist Bildung – und da ist die EU schon recht weit; Frauen haben Männer mittlerweile bei Hochschulabschlüssen überholt. Allerdings sind sie noch immer eher in Studienrichtungen zu finden, die in weniger gut bezahlten Jobs münden. In den armen Teilen der Welt wiederum schließen viele Mädchen – sofern sie überhaupt die Schule besuchen können – nicht einmal die Grundschulbildung ab.
Wie es um die Politik für Frauenrechte steht
… wissen die Gender-Expertinnen Julia Günther und Gertrude Eigelsreiter-Jashari vom Frauennetzwerk WIDE.
1995 hat die 4. Weltfrauenkonferenz in Peking stattgefunden. Warum reden wir heute immer noch davon?
Neben der Frauenrechtskonvention ist die Aktionsplattform von Peking das wichtigste internationale Dokument für Frauenrechte. Sie enthält Empfehlungen in zwölf kritischen Problembereichen. Viele davon sind auch heute noch nicht umgesetzt.Weshalb gab es nie eine 5. Weltfrauenkonferenz?
Geplant war, Konferenzen alle fünf Jahre abzuhalten. Die Staatengemeinschaft und auch die meisten internationalen Frauenbewegungen sind jedoch dagegen, da angesichts der neoliberalen Politik und der fundamentalistisch-konservativen Haltung vieler Länder die Gefahr sehr groß ist, bereits verhandelte fortschrittliche Formulierungen wieder abzuschwächen.Setzt sich die EU genug für Frauenrechte weltweit ein?
Die EU hat in dieser Hinsicht einen Nachholbedarf. Solange Wirtschaftswachstum und Finanzpolitik ihre Priorität bleibt, ist sie blind, wenn Frauenrechte verletzt werden.Was tut sich in Österreich anlässlich des Konferenz-Jubiläums?
Die Frauensolidarität etwa organisiert einen Reigen an Veranstaltungen. Und von 9. bis 10. Juni findet in Wien eine Konferenz zum Thema statt.Mehr Infos: www.wide-netzwerk.at
www.frauensolidaritaet.org
Dennoch: Bildung ist der Bereich, in dem Frauen seit der letzten Weltfrauenkonferenz in Peking am ehesten aufgeholt haben. Deren 20-jähriges Jubiläum bietet Anlass für eine Bilanz. Die guten Nachrichten: Frauen sind heute global präsenter im öffentlichen Leben, und Gewalt gegen Frauen ist immerhin ein zentrales Thema in der Öffentlichkeit geworden. Schlecht steht es hingegen, wie viele NGOs kritisieren, um die wirtschaftlichen Rechte von Frauen – vor allem in den Billiglohnländern. „50/50 bis 2030“ lautet der aktuelle Slogan der Vereinten Nationen. Um das zu erreichen, bedarf es noch einer Menge Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft und der EU.
Die Redakteurin hat im März auf Einladung des Europäischen Parlaments an einem Seminar zum Thema in Brüssel teilgenommen.
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