Mangelwirtschaft gilt als eine wesentliche Ursache von Korruption. Damit wird unter anderem illegale Geldannahme in der Dritten Welt erklärt. Doch es sind keineswegs nur arme Länder, in denen Korruption gedeiht.
Selbst die EU-Kommission – von Mangelwirtschaft keine Spur – ist nicht davor gefeit. Jacques Santer musste als Kommissionspräsident den Hut nehmen, weil unter anderem Vetternwirtschaft bei der französischen Kommissarin Edith Cresson publik wurde. Dann kam der Korruptionsverdacht beim EU-Statistikamt Eurostat. Und jüngst wurden Unregelmäßigkeiten durch einen Agrarbeamten in der EU-Kommission für Landwirtschaft publik. Zur Ehrenrettung der EU sei gesagt, dass auf Drängen des EU-Parlaments inzwischen die Gründung des Antibetrugsamtes Olaf veranlasst wurde. (Dennoch mahlen die EU-Mühlen langsam.)
Macht ist eine große Verführerin. Wer über die Verteilung großer Geldmittel wacht, wer Genehmigungen und Lizenzen vergibt, wer durch seine Position Informationsvorsprung hat, ist gefährdet, illegalen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen.
Mangelwirtschaft, Machtmissbrauch sind nur zwei der Gründe für Korruption. Es gibt viele andere im Graubereich zwischen Schwarz und Weiß, wie es viele Formen der unlauteren Aneignung von Nutzen für sich und die Seinen gibt. Die Versuchungen sind vielfältig.
Was ist zu tun? Die AutorInnen der folgenden Beiträge zeigen unterschiedliche Ansätze auf. Korruption öffentlich zu machen, scheint wichtig zu sein. Dazu sind freie Medien nötig. Es braucht Kontrolle, es braucht funktionierende Rechts- und Verwaltungsstrukturen.
Trotz allem: Wir brauchen uns nicht der Illusion hinzugeben, Korruption ausrotten zu können. Wir müssen sie so weit wie möglich begrenzen. Besonders wenn es um Missbrauch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit geht, ist der Schaden oft schwer wieder gut zu machen. Denn es werden dabei nicht nur materielle Güter veruntreut. Vertrauen wird missbraucht und das von jenen, die als HelferInnen daherkommen.