A. Exner, Ch. Lauk, K. Kulterer
Sachbuch. Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2008, 223 Seiten, € 19,95
Die Autoren analysieren fundiert und in einfacher und verständlicher Sprache das gegenwärtige kapitalistische Wirtschaftssystem. Der Einstieg in die Thematik erfolgt über eine Reflexion unseres Alltags – eines Alltags, in dem wir permanent mit einem scheinbar unhinterfragbaren Wachstumszwang konfrontiert werden. Gerade jetzt, wo sich die Krise des Wachstums manifestiert, wird noch vehementer an diesem als absolut oberstem Ziel der Wirtschaftspolitik festgehalten. Alle Hoffnungen stützen sich auf die milliardenschweren Rettungspakete, die uns aus der Wachstumskrise ziehen sollen.
Exner, Lauk und Kulterer setzen diesem Diskurs entgegen, dass die Krise keine Anomalie ist, sondern im Gegenteil ein vorhersehbares Produkt eines kapitalistischen Systems. Und die individualisierte Gier ist nicht die Ursache, sondern Folge dieses Systems. Eine Geldwirtschaft schafft eine Geldgesellschaft. Menschen orientieren sich eben nach den gegenwärtigen gesellschaftlichen Werten und Zielen.
Die Verfasser des Buches erklären die kapitalistische Entwicklung gekonnt mit Hilfe marxistischer Analyse. Dabei wird der viel gelobte Kompromiss der „ökosozialen Marktwirtschaft“ als Mythos entlarvt. Die Gewinnüberschüsse, auf denen unser Wirtschaftssystem basiert, werden weiterhin durch Ausbeutung von Mensch und Natur generiert. Nun wird die vermeintliche Effizienzrevolution als letzter Strohhalm in der Verteidigung des Wachstumsglaubens herangezogen. Der Wachstumszwang führt aber im Gegenteil zum Rebound-Effekt, der besagt, dass die verbesserte Effizienz automatisch zu einer Steigerung der produzierten und konsumierten Menge führt.
So kritisch die Analyse der Gegenwart ausfällt, so hoffnungsvoll sind die alternativen Perspektiven, die die Autoren gegen Ende des Buches aufzeigen. Eine Vielzahl an konkreten Beispielen beweisen, dass andere Gesellschafts- und Wirtschaftsformen möglich sind: Solidarökonomische Projekte in Argentinien, „Community Building“ in Städten der USA, „Open Source“-Software, solidarische Gemeinschaften, Genossenschaftsbetriebe, freie Medien, freie Räume für soziale Aktivitäten, Tauschringe …