Die Dividenden-Brauer

Von Conrad Seidl · · 2001/07

Die größten und traditionsreichsten Bierproduzenten der Welt im Überblick.

Weltweit werden jährlich rund 1,36 Milliarden Hektoliter Bier getrunken – und rund 141 Millionen davon kommen aus den Braukesseln des US-Biergiganten Anheuser-Busch (AB). Mit seinen Marken Budweiser (nicht zu verwechseln mit dem tschechischen Produkt) und Bud Light ist AB auch der führende Markenartikler in der Bierwelt. AB hatte seine Budweiser-Marke über ein Jahrhundert lang konsequent aufgebaut und sie dann auf dem Weltmarkt zu platzieren begonnen. Heute ist Budweiser in etwas über 80 Ländern erhältlich – wobei die Hoffnungsgebiete vor allem in Asien, Russland und Südamerika liegen.

Auf den so genannten entwickelten Biermärkten (das sind neben den USA und Kanada die traditionellen europäischen Bierländer, darunter natürlich auch Deutschland und Österreich) ist derzeit kein großes Wachstum zu erwarten – der Pro-Kopf-Verbrauch ist hier überall im Sinken. Das hat dazu geführt, dass die großen Brauereikonzerne auf andere Märkte und vor allem auf Beteiligungen zu schielen begonnen haben.

So hat der niederländische Heineken-Konzern mit seinen Marken Amstel und Heineken sowohl in Asien als auch in Europa nach und nach Beteiligungen erworben. Jüngste Gerüchte wollten wissen, dass Heineken den australischen Marktführer Fosters übernehmen wolle – ein 7,5 Milliarden US-Dollar teurer Deal, der allerdings von beiden Seiten dementiert wurde. Heineken wäre damit wieder vor der belgischen Interbrew der Zweite auf der Welt.

Carlsberg, eine mehrheitlich von einer gemeinnützigen Stiftung gehaltene Brauerei, ist ebenfalls einer der ganz Großen und Traditionsreichen im europäischen Bier-Business und weltweit an fünfter Stelle. Neben anderen Beteiligungen hat Carlsberg im Mai 2001 sein Engagement in der Türkei ausgeweitet – Turk Tuborg ist nun mehrheitlich in dänischem Besitz und beherrscht 22 Prozent des türkischen Marktes.

Interbrew ist ebenfalls auf den Geschmack gekommen und zapft den asiatischen Markt strategisch an: Das ist ganz nach dem Geschmack des neuen Interbrew-CEO Hugo Powell, der das strategische Ziel ausgegeben hat, dass Interbrew die Nummer eins oder zwei in jedem Markt sein soll, wo sich der Konzern engagiert. Das hat zunächst den Heimatmarkt Belgien (wo neben den Pilsmarken „Stella Artois“ und „Jupiler“ noch mehr als ein Dutzend Spezialitäten gepflegt werden) betroffen, später auch die entwickelten Märkte wie Kanada („Labatt“). In Großbritannien hat Interbrew im Frühjahr 2000 die Londoner Whitbread-Gruppe erworben, doch wurde der Kauf der traditionsreichen Bass-Brauerei durch Interbrew einige Monate später von der Regierung beeinsprucht. Den englischen Wettbewerbshütern war ein Marktanteil von 32 Prozent für die Belgier zu hoch – im Mai 2001 hat das Höchstgericht allerdings entschieden, dass dies ein „unfairer“ Eingriff der Behörde gewesen ist. 1998 hat sich die belgische Brauereigruppe zu 50 Prozent an Oriental Breweries, der führenden Brauereigruppe in Korea, beteiligt und ein Jahr später die Cass-Brauerei erworben, womit der Marktanteil von Interbrew in Korea nunmehr über 50 Prozent beträgt.

Zurück nach Europa, wo einige der großen Brauer der Welt ihren Heimmarkt sehen: Hier engagiert sich seit mehr als einem Jahrzehnt auch ein südafrikanischer Konzern, nämlich South African Breweries (SAB), die den südafrikanischen Markt mit Marken wie „Castle Lager“ und „Ohlsons“ zu 98 Prozent beherrschen. Die Südafrikaner, die seit jeher an der Londoner Börse notiert sind, haben nicht nur zwei Drittel des gesamten afrikanischen Marktes in der Hand, sondern versuchen nach ihren Engagements in Osteuropa auch in England selbst Fuß zu fassen. In Ost-Mitteleuropa ist SAB ohnehin bereits Marktführer.

Und wo bleibt Österreich? Die Linzer BBAG ist die derzeitige Nummer zwei in Zentral- und Osteuropa mit Standorten in Österreich (wo die Tochter Brau-Union gut 60 Prozent des Biergeschäftes beherrscht), Ungarn, Rumänien, Polen und der Tschechischen Republik – sie wäre ein interessanter Kandidat für eine internationale Übernahme, doch davon will man in Linz nichts wissen.

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