Die Anderen im Schulbuch

Von Renate Sova · · 2008/04

Christa Markom / Heidi Weinhäupl

Rassismen, Exotismen, Sexismus und Antisemitismus in österreichischen Schulbüchern
Verlag Braumüller, Wien 2007, 274 Seiten, € 24,90

„Indianer“, „Buschmänner“, „Kopfjäger“ und „Eingeborene“-diese Begriffe tummeln sich immer noch in vielen Schulbüchern, ohne dass diese dort hinterfragt werden. Teilweise wird die Kolonialisierung als natürlicher Zustand der Weltordnung dargestellt, Antisemitismus einseitig den „Rechtsradikalen“ zugeordnet und der Islam als totalisierende Kraft dargestellt. Auch geschlechterneutrale Sprache ist immer noch nicht üblich. Rassismus wird zwar versuchsweise hinterfragt, aber zum Teil durch stereotype Abbildungen weitergegeben. Homosexualität wird mit ausufernder Sexualität gleichgesetzt und Trans- und Intersexualität weitgehend ausgeblendet. Das sind Bruchstücke der Ergebnisse einer umfassenden Studie von aktuellen Schulbüchern in Österreich durch Christa Markom und Heidi Weinhäupl. Die Studie zeigt, dass zwar schon einiges in Richtung Auseinandersetzung mit Stereotypen in den Schulbüchern unternommen wurde, aber eine weitere Sensibilisierung von Schulbuch-AutorInnen, Lehrenden und SchülerInnen notwendig ist, um bewusstes und kritisches Denken und Handeln zu fördern.
Schülerinnen und Schüler werden von Schulbüchern geprägt, die wiederum die derzeitige gesellschaftliche Norm widerspiegeln. Daher haben die Autorinnen eine Auswahl an Schulbüchern auf ihren Umgang mit Vorurteilen und Klischees gegenüber „den Anderen“ in der österreichischen Gesellschaft und auf die üblichen Wahrnehmungen der Welt anhand von konkreten Beispielen untersucht. Augenmerk legten sie dabei auf die Themen Orient und Orientalismus, Islam, Antisemitismus, Rassismus, Exotismus und Evolutionismus, die Darstellung der „Dritten Welt“ am Beispiel „Afrika“, Heterosexualität, Homosexualität und Transgender, Genderkonstruktionen und Rollenbilder. Dazu untersuchten sie 37 verschiedene Schulbücher der AHS-Oberstufe für Biologie, Geografie und Geschichte.
Die Studie ist gut zu lesen, nachvollziehbar und übersichtlich strukturiert. Zu jedem Kapitel gibt es einen Exkurs zu historischen, politischen und strukturellen Zusammenhängen, die den aktuellen Diskurs erläutern. Die Autorinnen erklären ihre Herangehensweise an Hand jedes der Themen, stellen die Analyseergebnisse verständlich dar und unterlegen sie mit Zitaten aus den Schulbüchern. Bei jedem Kapitel werden good-practice-Beispiele angegeben, teilweise haben die Autorinnen selbst mögliche Textvorschläge und Arbeitsaufgaben für die Schulbücher verfasst. Abschließend findet sich zu jedem Thema eine Liste von Alternativen und Kritiken, außerdem weiterführende Literatur und Weblinks.
Das Buch ist nicht nur für Lehrende wichtig zu lesen, sondern auch für jene Menschen sehr interessant, die selbst das Weitertragen von Vorurteilen und Klischees beenden wollen, sensibel mit Sprache umgehen und ihre eigene Haltung und Sicht auf die Welt hinterfragen.

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