St. Kron, B. zur Nieden, St. Schütze, M. Zapata Galindo (Hg.)
Sachbuch, Edition tranvía, Verlag Walter Frey, Berlin 2011, 308 Seiten, € 22,00
Diaspora bedeutet ursprünglich „Zerstreuung“ und wurde historisch meist mit Unfreiwilligkeit und Entwurzelung in Verbindung gebracht. Heute wird Diaspora in feministischen und postkolonialen Debatten auch als Methodologie zur Kritik am Nationalismus verstanden. Das vorliegende Buch zu Bewegungen von Menschen und Wissen zwischen den Amerikas, Europa und Afrika ist eine Sammlung von deutschen, spanischen und englischen Beiträgen und ein höchst interessanter Beitrag zur Diasporaforschung.
Die interdisziplinäre Herangehensweise wirft neue Perspektiven auf, indem Bewegungen unter den drei Aspekten Geschlechterkonstruktionen, Diaspora als historisches Narrativ und (De-)Konstruktion des „Anderen“ systematisiert und miteinander in Verbindung gesetzt werden. Die fünfzehn AutorInnen untersuchen u.a. anhand von Literatur, Fernsehserien, Videos und Bildern neue Aspekte der Diaspora und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Der eurozentristischen Weltsicht wird auf anschauliche Weise entgegnet, etwa mit der Geschichte der jüdischen Diaspora in Suriname und ihrer Rückwanderung in die Niederlande, oder am Beispiel der wechselhaften Beziehung zwischen Spanien und Argentinien, die als gegenseitige Ein- und Auswanderungsländer miteinander in Verbindung stehen.
Dieses Buch ist sehr empfehlenswert für Personen, die sich wissenschaftlich oder beruflich mit den Formen von Migration beschäftigen. Bislang wenig erforschte Auswirkungen der Diaspora sind hochinteressant, wie etwa indigene Videos in Mexiko oder der Briefwechsel homosexueller kubanischer Künstler zwischen Kuba und Paris in den 1960er und 1970er Jahren. Feminine Identität von Immigrantinnen wird gerade auch durch die Migration und das Aufeinanderprallen der Kulturen rekonstruiert. Das Buch ist mit seinen neuen Themen und seiner erfrischenden Sichtweise eine willkommene Abwechslung zur sonstigen Forschungsliteratur auf dem Gebiet der Wanderbewegungen.
Sophie Hofbauer
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