Selten genoss ein Präsident eine so breite Unterstützung bei der Bevölkerung wie der Befreiungstheologe Jean-Bertrand Aristide, als er Anfang der 90er Jahre in Haiti die Regierung übernahm. Dann wurde er weggeputscht von rechten Militärs und flüchtete in die USA ins Exil – wo er eine weiße Frau aus begütertem Hause ehelichte. Auch sonst wurde in dieser Zeit in dem radikalen Anhänger einer christlich-marxistischen Revolution einiges umgepolt.
Nach seiner Rückkehr ins Präsidentenamt mit Hilfe von US-Truppen lief alles anders. Aristide war nunmehr ein gewaltbereiter machtbesessener Staatschef geworden, dem jedes Mittel zum Verbleiben an der Macht recht war.
Anlässlich seines vor kurzem gefeierten 50. Geburtstages inszenierte der Präsident eine große Werbekampagne, in der er sich wie eine königliche Hoheit huldigen ließ. Höhepunkt war ein Lichtspiel über der Hauptstadt Port-au-Prince, in dem das Gesicht Aristides mit der feinen Intellektuellenbrille wie von einem Heiligenschein umgeben aufleuchtete.