Genial einfach, einfach genial, der Poncho: kein Knopf, kein Reißverschluss, einfach ein großes Stück Stoff mit einem Schlitz für den Kopf zum Überziehen. Aus Stoff, handgewebt gefilzt, gewalkt, gestrickt oder gehäkelt, oder aus gewöhnlichem Plastik. Das ursprünglich eher rustikale Ethno-Teil wurde funktional weiterentwickelt, etwa mit einer Kapuze oder einem Schlitz auf der Vorderseite ausgestattet.
Im Gesamtbereich textilen Gestaltens ist er wahrscheinlich mangels Komplexität keine sensationelle Erfindung, dafür ist er global, historisch und soziokulturell fast allgegenwärtig: ob im alten Rom, unter RadfahrerInnen im Juliregen oder über priesterlichen Schultern in der Katholischen Kirche. In seiner Kurzform, die nur Schultern und Oberarme bedeckt, kann der Poncho, wenn zum Beispiel gehäkelt, zarte Biedermeier-Damenschultern schmücken oder kräftige Kutscherkörper („Kutschermantel“) schützen. Am charakteristischsten ist der Poncho jedoch für die Indigenen Südamerikas. Das Wort Poncho kommt aus der Sprache der Mapuche.
In meiner ländlichen Heimat hieß er „Wetterfleck“, war aus Loden und kein Kind konnte ihm entkommen, weil er so praktisch und auf Grund seiner Unzerstörbarkeit in der Familie vererbbar war.
Schubweise kam und kommt der Poncho sogar in Mode und daher in einem Glossar der unentbehrlichen Kleidungsstücke namens „Poncho, Parka, Prada-Täschchen“ zu Titelehren. „Cool“ wurde der Poncho am Körper von Clint Eastwood im Western „Für eine Handvoll Dollar“, politisch korrekt wärmt er Boliviens charismatischen Indio-Präsidenten Evo Morales.