Picus Verlag, Wien 2009, 132 Seiten, € 14,90
Dieses Buch besteht aus reinen Schnappschüssen. Doch statt mit der Fotokamera sind sie durch Worte entstanden. Die Kurzreportagen des Südwind-Magazin-Mitarbeiters Marc Engelhardt sind Momentaufnahmen eines Ortes, eines Menschen, einer Tragödie, einer Hoffnung – irgendwo in Afrika. Und mit jedem Einzelschicksal enthüllt der große Kontinent ein bisschen mehr sein Gesicht, das erkennbar wird durch die alltäglichen Erlebnisse und Biografien seiner Bewohnerinnen und Bewohner.
Sie alle trotzen widrigen Lebensumständen – mit Witz, ungetrübtem Optimismus und viel Geduld. Wir treffen Saif Islam, der mitten in der mauretanischen Wüste Bücher vor dem Klimawandel bewahrt, den Deutschen Martin Grütters, der den Südsudan in einer „One-Man-Show“ aufbauen will oder Umweltschützer, die in dem von Anarchie beherrschten Somalia das Engagement aufbringen, westliche Nuklearabfälle zu bergen.
In Marc Engelhardts Buch geht es um persönliche Geschichten, die neben den massiven Schreckensmeldungen vom afrikanischen Kontinent in den Medien wenig Platz finden. Doch gerade die außergewöhnlichen Menschen, denen man überall in Afrika begegnet, machen die Faszination des Kontinents aus. Die kleinen Geschichten sind es am Ende, die uns besser die großen verstehen lassen. „Der Hüter der zerfallenden Bücher“ wirkt auf den ersten Blick wie ein kleines Buch, das sich schnell lesen lässt. Und das stimmt auch, doch hinter den flüssig und wortgewandt geschriebenen Reportagen lässt sich ein tiefes Verständnis für den Kontinent erkennen.
Der Autor Marc Engelhardt lebt seit 2003 als Korrespondent verschiedener deutschsprachiger Medien, u.a auch des Standard, in Nairobi, der Hauptstadt Kenias, und hat zahlreiche Länder Afrikas bereist. Kompakt und kurzweilig, ist sein Buch für Afrika-Neulinge genauso interessant wie für Afrika-KennerInnen. Es fasst die Tragödien und Stärken des Kontinents zusammen: Schmerz und Hoffnung, Ignoranz und Kraft. Seien Sie nicht verwundert, wenn Sie das Buch mit einem weinenden und einem lachenden Auge schließen.