Der Himmel anderswo

Von Redaktion · · 2013/05

Daniela Meisel

Roman. Picus Verlag, Wien 2013, 223 Seiten, € 21,90

Eine Familie schläft friedlich in ihrem Haus. Soldaten kommen, schlitzen dem schlafenden Vater die Kehle auf, vergewaltigen die Mutter in der Küche, die nur daran denkt, nicht zu laut zu schreien, damit ihr kleiner Sohn im Nebenzimmer nicht wach wird. Davon erzählt eines der ersten Kapitel des Buches „Der Himmel anderswo“ – ein Roman, der einem die Tränen in die Augen treibt, der berührt, fesselt, einen im tiefsten Inneren bewegt. Die im niederösterreichischen Horn geborene Autorin Daniela Meisel erzählt darin die Geschichte zweier Verlorener und beschreibt deren verworrene Wege auf der Suche nach ein bisschen Lebensglück. Länder und Ortschaften werden dabei keine genannt, Vermutungen liegen aber nahe.

Milo, dessen Mutter mit ihm als Baby vor einem Krieg in Südosteuropa Richtung Norden flüchtet, landet in der Obhut eines zwielichtigen Pfarrers. Als Jugendlicher macht sich Milo schließlich allein auf den Weg in die große Stadt, wo er auf Bäumen schläft. Irina, die in einem tristen osteuropäischen Land lebt, hat ihren Bruder und ihren Vater verloren und ist auf das Wohlwollen ihres tyrannischen Onkels angewiesen, der sie nachts einsperrt und tagsüber betteln schickt. Ihr vermeintlicher Ausbruch aus der Sklaverei führt sie in die Zwangsprostitution, auf den Straßenstrich der großen Stadt.

Milo und Irina: Beide eint, dass sie Unfassbares überleben, kämpfen, wo andere aufgeben, und Hoffnung haben, in einer Welt, die eigentlich keine Träume mehr zulässt. Lange Zeit erzählt der Roman die Geschichten der beiden parallel zueinander, bis sich eines Tages ihre Wege schicksalhaft kreuzen.

Fast schmerzhaft ist es stellenweise, „Der Himmel anderswo“ zu lesen, so bedrückend realitätsnah wirken die Geschichten, die darin erzählt werden. Umso wohltuender sind die märchenhaften Elemente des Romans, dessen Handlung irgendwann ins Unwahrscheinliche abdriftet. Aber wieso auch nicht? Wir alle wünschen uns doch schließlich immer das eine: ein Happy End.
Nora Holzmann

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