Nach den sexuellen Übergriffen in Köln: Mit dem Finger auf Menschen zu zeigen, wird das Problem der Gewalt gegen Frauen nicht lösen.
Die Verbrechen wurden von einer Gruppe von Menschen begangen, die ihrem Aussehen nach aus Nordafrika stammen.“ Das war das Erste, was ich über die Attacken am Kölner Bahnhof zu Silvester las. Ich war entsetzt und wütend über das Geschehene. Die Nachrichten waren dabei voller Vorurteile. Als Araberin hatte ich das erwartet. Für jede Frau vor Ort muss allein der Anblick von Gruppen betrunkener, aggressiver Männer furchteinflößend gewesen sein. Die Opfer dürfen nun nicht aus dem Fokus verschwinden, ihre Anliegen nicht in der Diskussion untergehen!
Es gibt so viel Gewalt gegen Frauen weltweit – es ist herzzerreißend und macht einen rasend zugleich. Das Phänomen hat dabei nichts mit Migration zu tun. Es handelt sich vielmehr um ein altes gesellschaftliches Problem. Es ist nicht „kulturell“, es ist kriminell.
Kein Zweifel, sexuelle Belästigung ist in vielen arabischen Ländern weit verbreitet. Oft wird dabei den Opfern die Schuld gegeben. Ich glaube, dass in Wahrheit auch im Westen viele Männer so denken. Es auszusprechen, könnte ihnen allerdings zumindest harsche Kritik einbringen.
Manche haben so getan, als hätte es vor Silvester keine Gewalt an Frauen in Deutschland gegeben. Manchmal schien es fast so, als wären ihnen die Opfer egal, solange sie das Klischee bestätigen können, dass Flüchtlinge Vergewaltiger und Perverse sind und zu viele Fremde im Land zu viele Probleme mitbringen. Dabei waren viele der Täter nicht einmal frisch angekommene Flüchtlinge.
Es ist verständlich, dass nach den Vorfällen in Köln die Emotionen hoch gingen und sich Menschen Sorgen machen. Doch Rechte verwenden die Attacken von Köln für ihre eigene Agenda. Mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, hat noch nie ein Problem gelöst. Es so darzustellen, als gäbe es „Kulturen“, die sexuelle Belästigung fördern, ist der falsche Weg, die Herausforderung zu bewältigen.
Farah Souames ist eine algerische Reporterin, die über Nordafrika und den Nahen Osten berichtet.
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