Sachbuch. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008, 180 Seiten, € 12,40
Der „Weltensammler“ (so der Titel seines 2006 erschienenen Erfolgsromanes) legt in diesem Buch Reportagen aus Afrika, Asien – v. a. Indien – und Bulgarien vor. Trojanow kennt die Fremde wie kaum ein anderer Autor der Gegenwart. Mit sechs Jahren kam er mit den Eltern in ein Auffanglager bei Triest, von dort flüchteten sie „illegal“ nach Deutschland, später kam der Junge in ein Internat in Kenia. „Das Sinnbild einer wahren Reise ist für mich bis zum heutigen Tag – die Ziellosigkeit“, sagt der Journalist und Schriftsteller von sich selbst. Eine seiner durch die häufigen Wechsel des Lebensmittelpunktes gewonnenen Erfahrungen ist, dass es keine Heimat gibt, die nicht zur Fremde werden könnte, und umgekehrt.
Der Autor hat für dieses Buch Texte aus zwei Jahrzehnten ausgewählt, die einem persönlichen Interesse entsprechen, Texte von einer Welt mit einer flimmernd ungewissen Vielfalt, die ihn „gefangen hält und beglückt“.
Als einer, dem die Fremde vertraut ist, schafft es Trojanow, sich in das Denken und Fühlen der Menschen hineinzuversetzen. Die Personen sind bei ihm immer Subjekte der Erzählung, keine Objekte. Etwa die Erfahrung des Musikers Toumani Diabaté aus Mali mit dem isländischen Popstar Björk: Sie jettet nach Mali, um mit dem Kora-Meister eine Aufnahme zu machen – und fliegt anschließend sofort wieder ab, ohne sich zu verabschieden.
So hinreißend atmosphärisch und informativ die Reportagen aus Indien sind, so erschütternd sind die Berichte über Trojanows „Heimatland“ Bulgarien, wo die Gestrigen mit den Vorgestrigen eine unheilvolle Allianz gebildet haben und wo heute der Staat ein Teil der Mafia ist. Egon Erwin Kisch und Ryszard Kapu´sci´nski haben einen würdigen Nachfolger gefunden.